Archiv der Kategorie: Phänologie Nichtsingvögel

Vogelzug und Klimawandel

Vogelzug und Klimawandel:

Veränderungen im Jahresrhythmus ausgewählter

Vogelarten im Raum Hamburg seit den 1960 er Jahren.

Ausgewertet werden die Daten des Arbeitskreises Vogelschutzwarte Hamburg; diese beziehen sich auf Hamburg und Umgebung (= 2.122 qkm). Ausgewählt wurden Arten, für die eine größere Anzahl an Beobachtungen vorliegt, weil sie häufig sind oder wegen ihrer Auffälligkeit häufig gemeldet werden. Ausgewertet wurden die Daten unter der Fragestellung, ob es bei Heim- bzw. Wegzug Veränderungen durch die Klimaerwärmung gibt. Da es bei nächtlich ziehenden Arten kaum Zugmeldungen gibt, sind hier kaum Aussagen zu Veränderungen der jeweiligen Zugmuster möglich. Bei einigen Tagziehern lassen sich Verschiebungen von Zuggipfel oder Median ermitteln, falls ausreichende langfristige Zufallsmeldungen oder Daten von Vogelzugplanbeobachtungen vorliegen. Für einzelne Nachtzieher ist dies auch möglich bez. des Herbstzuges, wenn entsprechende Beringungsdaten aus der Beringungsstation „Die Reit“ zur Verfügung stehen. Die Ergebnisse beziehen sich daher meist auf Verfrühungen bzw. Verspätungen bei Ankunft und Letztbeobachtung sowie deren Variationsbreite. Daraus lässt sich die mittlere Größe des Beobachtungszeitraumes und seine Veränderung im Untersuchungszeitraum berechnen.

Leider gibt es in den 1970-80 er Jahren Zeiträume mit einer niedrigen Meldehäufigkeit, sodass bei etlichen Arten für diese Jahre (maximal 10) keine sinnvolle Auswertung möglich ist. Hier lässt sich z. B. auch die Ankunft des 20. Individuums nicht ermitteln. Trotzdem ergibt sich für die meisten Arten ein Auswertungszeitraum von 40-60 Jahren.

Ergänzend wird ein Diagramm zum jahreszeitlichen Auftreten der Art im Raum Hamburg dargestellt.

Statistische Analysen wurden mit dem Rechenprogramm „R“ 18862.15.2 (2012) durchgeführt.

Zeichen: * schwach signifikant,      ** signifikant,     *** hoch signifikant

Beispiel:

1. Knäkente        Spatula querquedula        1960 – 2019: 60 Jahre

Die Knäkente ist unter den einheimischen Enten der einzige Langstreckenzieher mit Überwinterungen in der Sahelzone (Mali, Senegal u.a.). Die Wanderungen erfolgen sowohl nachts als auch tagsüber. Der Wegzug beginnt schon im Juli, mit einem Gipfel in der zweiten Augusthälfte und endet im Oktober. Einzelvögel wurden in den letzten Jahren bis in den Dezember beobachtet.

Der Heimzug erfolgt im Februar; nach den vorliegenden Ringfunden in einem Schleifenzug, entgegen dem Uhrzeigersinn, über Nordafrika und Italien nach Mitteleuropa, während im Herbst die SW-Route über Spanien dominiert (Bairlein et al. 2014).

Die statistische Auswertung zeigt keine Veränderung bei den Erstbeobachtungen, aber eine hochsignifikante Verfrühung um – 12,6 Tage*** bei der Ankunft des 20. Individuums. Der Durchzugsgipfel wird in der 22. Pentade (16.04. – 20.04.) erreicht (Abb. 1). Bei den Letztbeobachtungen ergibt sich über die 60 Jahre eine, schwach signifikante, Verspätung um 35,6 Tage*. Zwischen den Datenreihen für die Ankunft des 20. Individuums und den Letztbeobachtungen wurde ein, schwach signifikanter, Korrelationskoeffizient ermittelt.

Der Beobachtungszeitraum im Hamburger Berichtsgebiet wird durch immer später ziehende Einzelvögel im Herbst verlängert.

Heimzug

Erstbeobachtung                                Ankunft 20. Individuum

Median    Spanne          Verfrühung    Median    Spanne    Verfrühung

16.03.     26.02.-15.04.    – 0,4 Tage    09.04.   24.03.-01.05.    – 12,6 Tage***

Wegzug

Letztbeobachtung

Median    Spanne    Verspätung

14.10. 15.06.-17.12.    35,6Tage*

Beobachtungszeitraum, Mittelwert: 210 Tage, +/- 37 (81 – 278)

Mittlere Verlängerung:    36 Tage*


Literatur:

Bairlein, F. & J. Dierschke, V. Dierschke, V. Salewski, O. Geiter, K. Hüppop, U. Köppen, W. Fiedler (2014): Atlas des Vogelzugs. Aula-Verlag Wiebelsheim. 567