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Veränderungen im Jahresrhythmus von Zugvogelarten

Veränderungen im Jahresrhythmus ausgewählter Zugvogelarten im Raum Hamburg seit den 1960er Jahren

Ronald Mulsow und Luisa Wieczorek

 

Der Klimawandel und andere Umweltveränderungen beeinflussen auch die Vogelwelt und speziell den Jahresrhythmus von Zugvögeln. In der Literatur findet man am häufigsten Ergebnisse bezüglich Veränderungen von Erstankunftszeiten (Bairlein & Heiser 2014, Bergström & Schütt 2006, Christen 2007, Ernst 2013, Fischer 2002, Hüppop & Hüppop 2002, 2003, 2005, Jenkins & Watson 2000, Kooiker 2005, Moller et al. 2010, Peintinger & Schuster 2005, Rubolini et al. 2007, Schmidt & Hüppop 2007, Schönfeld 2006, Sparks et al. 2007, Tryjanowski et al. 2005, Zalakevicius et al. 2006 u.a.). Seltener sind dagegen Darstellungen zum Einfluss des Klimawandels auf die Zugmuster bei Heim- und Wegzug, auf Brut- und Letztbeobachtungsdaten sowie zu Änderungen beim Beobachtungszeitraum (Hüppop & Hüppop 2005, Schönfeld 2006, Sparks et al. 2007, Witt 2004). Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Zyklusphasen während des Aufenthaltes im Brutgebiet werden aber erst deutlich durch die Kombination der Veränderungen in dieser Periode. Ziel dieser Arbeit ist daher, möglichst alle Veränderungen seit den 1960er Jahren im Jahresrhythmus von Zugvögeln im Hamburger Raum zu dokumentieren.

 

Material und Methode

Ausgewertet wurden die Daten des Arbeitskreises Vogelschutzwarte Hamburg, Daten aus dem Netzportal „ornitho.de“ und der website www.trektellen.nl. Die Beobachtungen wurden von 80-100 Mitarbeitern seit ca. 1950 gesammelt; nach der Einrichtung von „ornitho.de“ waren es ungefähr 120 aktive Ornithologen. Eine für die Auswertung ausreichende Zahl an Beobachtungen war, je nach Art, ab den 1960er Jahren möglich. Ausgewählt wurden Arten, für die möglichst viele Meldungen zu den entsprechenden Zyklusphasen vorlagen; für 25 Arten trifft das zu, davon sind 7 Arten Kurzstreckenzieher (KZ) und 18 Arten Langstreckenzieher (LZ).

Veränderungen bei der Ankunft wurden durch Regressionsanalysen aller Jahre mit ausreichenden Meldungen und dem Vergleich zweier Zeiträume ermittelt. Da es sich bei Erstbeobachtungen oft um sog. „Ausreißer“ handelt, wurde zusätzlich, wenn möglich, die Ankunft des 20. Individuums ausgewertet. Die ermittelten Trends bei der Erstankunft wurden mit Ergebnissen aus anderen Gebieten in Europa verglichen, um etwaige Einflüsse der geographischen Lage zu erkennen.

Entsprechend den Verfrühungen bei der Ankunft waren auch Veränderungen beim Revierverhalten zu erwarten; hier konnten bei den meisten Arten Trend und Umfang der Verfrühungen bei Sanges-/Balzbeginn bzw. bei zwei Arten für den Brutbeginn errechnet werden.

Zwei Zeiträume wurden ebenfalls verglichen, um Verschiebungen von Median und Zuggipfel bei Heim- und Wegzug festzustellen. Dafür wurden entsprechende Pentadensummen der Frühjahrs- bzw. Herbstmeldungen oder Zugbeobachtungen verwendet und/oder systematisch erhobene Daten durch kontinuierliche Beringungen in der Beringungsstation „Die Reit“, wo täglich Vögel vom 30.6 – 6.11. beringt werden. Für Tagzieher boten sich Daten an von Vogelzugplanbeobachtungen; diese werden fast täglich von Ende August bis Anfang November im Hamburger Yachthafen in Wedel/PI in 2-4 Vormittagsstunden erfasst.

Die Letztbeobachtungen lieferte wieder die Datei des Arbeitskreises. Die Veränderungen der Beobachtungszeiträume innerhalb eines Jahres ergaben sich durch die Kombination der Ergebnisse aus den Regressionsanalysen der Erst- und Letztbeobachtungen.

In den späten 1970er und frühen 1980er Jahren gab es eine niedrige Meldehäufigkeit, so dass für einige Arten für diesen Zeitraum keine sinnvolle Auswertung möglich war. Für die meisten Arten ergibt sich aber innerhalb des Zeitraumes 1960-2021 eine Auswertungszeit von 40-60 Jahren (Mittelwert 49,8 Jahre).

Statistische Berechnungen wurden mit dem Rechenprogramm R 4.1.2. (2021)

durchgeführt.

 

 

 

 

 

Ergebnisse

Erstbeobachtung: In Tabelle 1 sind Median-Datum, Spanne und Trend für alle 24 Arten, ausgenommen Kiebitz, (da inzwischen Jahresvogel) angegeben. Außerdem die entsprechenden Ergebnisse aus der Gegenüberstellung von zwei Vergleichs-Zeiträumen. Bei 23 Arten hat sich das Erstbeobachtungsdatum verfrüht; bei 10 Arten signifikant. Lediglich die Gartengrasmücke zeigt eine Verspätung, eine Art, die deutliche Bestandseinbußen in ganz Nordwesteuropa aufweist (Mitschke 2012). Bestandsabnahme und geringe Auffälligkeit könnten bei dieser Art zu einer Verschleierung der wirklichen Erstankunft führen. Nach den Regressionsanalysen betragen die Verfrühungen im Mittel 0,24 Tage pro Jahr (-0,06 bis -1,34), Tab. 1. Am stärksten hat sich die Erstankunft im Gesamtzeitraum bei Hohltaube (-64,2 Tage; in Mecklenburg-Vorp. -62 Tage nach Schmidt & Hüppop 2007), Weißstorch (-43,7 Tage) und Mönchsgrasmücke (-17,3 Tage) verfrüht. Im Vergleich der Zugtypen verfrühte sich die Erstankunft bei Kurzstreckenziehern um 8,6 Tage mehr als bei Langstreckenziehern, im Mittel -18,1/-9,5 Tage. Dieser Unterschied ist schwach signifikant (Mann-Whitney-Test, p =0,03125). Insgesamt findet also eine, in Übereinstimmung mit o.g. Autoren, Verfrühung der Erstankunft statt; wie schon Sokolov et al. (1998) feststellten, ist die Verfrühung besonders ausgeprägt bei den früh heimkehrenden Arten. Nur wenige Autoren stellten keinerlei Verfrühung fest. Hier wurden aber auch wenige Arten (Reichholf 2006, Sjöberg 2006) und/oder nur kurze Zeiträume (Glutz von Blotzheim 2001) ausgewertet.

Die Ankunftsverfrühungen fanden wohl vor allem in der ersten Periode, den 1960er-1990er Jahren, statt; von 24 Arten verfrühten sich 18 Arten, 6 davon signifikant. Im Zeitraum der 1990er-2020er Jahre waren es nur 11 Arten, davon 4 signifikant.

Da die Berliner Ornithologen ihre Erstankunftsdaten jährlich veröffentlichen, war ein zeitidentischer Vergleich mit den Hamburger Daten möglich. Demnach zeigen von 24 Arten 20 eine positive Korrelation, 10 sind signifikant, davon 6 hochsignifikant.

Nach Feststellung einer fast allgemeinen Verfrühung ist die Frage, welche Konsequenzen (Fitness, Reproduktion, Selektion, zeitliche Veränderungen bei Heim- und Wegzug) das für die jeweilige Vogelart mit sich bringt. Wichtig ist demnach die weitere Untersuchung von Bestandsaufbau und Brutgeschehen.

 

Ankunft des 20. Individuums:

Für 19 Arten waren ausreichende Daten vorhanden, um Trends bei der Heimkehr des 20. Individuums zu berechnen, Tab. 1. Bei allen Arten wurde eine Verfrühung festgestellt, im Mittel 17,9 (5-66) Tage; bei 15 Arten war diese signifikant und meistens auf einem höheren Signifikanzniveau als bei der Erstankunft (Tab. 1). Die 5 Kurzstreckenzieher verfrühten sich im Mittel um 17,3 (8,9-21,7) Tage, alle signifikant; die Langstreckenzieher um 18,1 (5-66) Tage, von 14 sind 10 signifikant. Die Korrelationsberechnung mit den Erstbeobachtungen ergab bei 19 Arten 16 signifikante Werte, davon 13 hochsignifikant. Damit ist belegt, dass nicht nur einige erste Vögel früher ankommen sondern auch größere Anteile der Populationen. Es gilt also auch für Mischpopulationen (Brut- und Zugvögel), was Hüppop & Hüppop (2002, 2005) für Zugvögel auf Helgoland nachweisen konnte. Die Ergebnisse zeigen auch, dass alle Arten früher heimkehren, auch wenn dies bei den Erstankunftsdaten nicht oder kaum deutlich ist.

Brutzeitaktivitäten (Tab. 2):

Erwartungsgemäß verfrühten sich auch bei allen 17 untersuchten Arten die ersten Brutzeitaktivitäten, im Mittel um 14,6 Tage (2,0-69,1). Bei zwei Arten gab es genügend Daten, um die Verfrühung des Brutbeginns zu ermitteln. Der Weißstorch beginnt nun 26,1 Tage (48 Jahre innerhalb 1965-2021) früher mit der Brut, der Kiebitz 23,9 Tage (1960-2021).

Bei Balz- bzw. Sangesbeginn zeigten 15 Arten im Mittel eine Verfrühung von 13,2 Tagen (2-69,1). Wie bei der Erstankunft weisen die 5 Kurzstreckenzieher wieder deutlich größere Verfrühungen auf mit durchschnittlich 25,7 Tagen (8,1-69,1). Höchste Werte zeigen Hohltaube (69,1 Tage) und Mönchsgrasmücke (30,5 Tage). Die 10 Langstreckenzieher begannen in den letzten Jahren im Mittel 7 Tage (2-13,3) früher mit dem ersten Revierverhalten; Die stärksten Verfrühungen zeigten Rohrweihe (13,3 Tage), Dorngrasmücke (10,7 Tage) und Baumpieper (10,5 Tage).

 

 

Heimzug (Tab. 3):

Leider wurde im Frühjahr in Hamburg nicht über einen längeren Zeitraum systematisch beringt und es gibt auch keine Vogelzugplanbeobachtungen. So konnten hier nur Zugmeldungen (4 Arten) und Pentadensummen der Zufallsmeldungen (12 Arten) ausgewertet werden; für den Fitis gab es ältere Beringungsveröffentlichungen (Dinse 1991, Drechsel 1969). Für alle Arten ergab es im Mittel eine Verfrühung des Medians um 1,7 Pentaden (1-4); vier Arten zeigten keine Veränderung. Bei den Kurzstreckenziehern betrug die mittlere Verfrühung 1,6 Pentaden (1-3); bei den Langstreckenziehern 1,8 Pentaden (1-4).

Der Zuggipfel verschob sich bei vier KZ um -4,3 Pentaden (1-7), bei den LZ im Mittel nur um -2,1 Pentaden (1-6). Vier Arten blieben ohne Veränderung. Im Zugmuster des Heimzugs gab es die stärksten Verfrühungen bei Hohltaube, Weißstorch, Wiesenschafstelze und Mönchsgrasmücke.

Interessant ist eine Verspätung der Heimzug-Letztbeobachtung beim Fischadler (statt früher Mitte Mai aktuell Ende Mai); die Art ist in Hamburg nur Durchzügler.

 

Wegzug (Tab. 3):

Für 23 Arten konnten folgende Datenquellen genutzt werden: Für 10 Arten standen systematisch erhobene Beringungsdaten zur Verfügung, für 10 weitere gab es ausreichende Zugmeldungen; bei zwei Arten wurden Herbst-Pentadensummen verglichen, für die Bachstelze wurden Daten aus Vogelzugplanbeobachtungen ausgewertet.

Im Gegensatz zu den Heimzugergebnissen sind die des Herbstzuges recht unterschiedlich. Bei den meisten Arten (9) gibt es keine Veränderung des Medians, bei sieben eine Verfrühung und sieben eine Verspätung, im Mittel jeweils um 1,1 Pentaden.

Drei KZ zeigen eine Verspätung um 1 Pentade, die vier anderen keine Veränderung. Bei den LZ verfrüht sich der Median bei sieben Arten, vier LZ verspäten sich, beide im Mittel um 1,3 Pentaden, fünf bleiben ohne Veränderung. Für LZ ist es vorteilhaft, möglichst früh den Sahel zu erreichen, weil dort im Juli-August die Regenzeit für günstige Nahrungsbedingungen sorgt (Lensink 2013).

Bei drei Arten wurden jeweils zwei zusätzliche Vergleichszeiträume ausgewertet. So konnten für die Singdrossel die Beringungsergebnisse durch Daten aus Vogelzugplanbeobachtungen bestätigt werden. Beim Sumpfrohrsänger wurden ältere Beringungswerte durch neuere bestätigt. Unerwartet ergeben die beiden Beringungsauswertungen beim Teichrohrsänger gegensätzliche Ergebnisse; bis 2007 hat sich der Zuggipfel verfrüht, von 2008-2021 dagegen verspätet.

Beim Kiebitz unterscheidet man als Besonderheit den Frühwegzug (Ende Mai bis Ende Juli) vom eigentlichen Herbst-Wegzug (Anfang August bis Mitte Dezember); in den letzten Jahrzehnten hat sich beim Frühwegzug der Zuggipfel um zwei, der Median um eine Pentade verfrüht. Dies war angesichts der Brutverfrühung (Median: 2 Pentaden) zu erwarten, da es sich hier wohl um erste selbständige Jungvögel und gescheiterte Brutvögel handelt. Beim eigentlichen Herbst-Wegzug-Gipfel ergibt sich dagegen, wie bei anderen KZ, eine Verspätung, hier um eine Pentade.

Letztbeobachtungen (Tab. 4)

Seit den 1960er Jahren haben sich die Letztbeobachtungen im Hamburger Raum für 23 Arten verspätet; lediglich der Wespenbussard zeigt eine geringfügige Verfrühung von 2,2 Tagen. Die mittlere Verspätung für alle 24 Arten beträgt 0,363 Tage /Jahr = ca. 18 Tage; sie ist bei 13 Arten signifikant. Die durchschnittlichen Verspätungen sind bei den KZ deutlich größer als bei den LZ:

KZ: 0,528 Tage/Jahr = 25,4 Tage (6-75,7)

LZ: 0,309 Tage/Jahr = 15,5 Tage (-2,2 bis + 38,7).

Höchste Verspätungen zeigen Hohltaube und Zilpzalp, bei den LZ Schwarzmilan und Knäkente.

 

Beobachtungszeitraum (Tab. 4):

Für alle 24 hier untersuchten Vogelarten ergibt sich durch die Verfrühung der Ankunft und die Verspätungen bei den Letztbeobachtungen eine Verlängerung der Beobachtungszeiträume. Sie beträgt im Mittel 31,3 Tage; 12,9 Tage Verfrühung bei der Ankunft und 18,4 Tage Verspätung beim Abzug.

Auch hier zeigen sich bei den KZ die deutlich höheren Werte:

 

KZ: 0,907 Tage/Jahr = 43,3 Tage (11,5-139,9)

LZ: 0,554 Tage/Jahr = 27,3 Tage (5,3-70,3).

Die größten Verlängerungen des Beobachtungszeitraumes verbuchen bei den KZ Hohltaube (139,9 Tage) und Zilpzalp (36,4 Tage) für sich, bei den LZ erlangten Schwarzmilan (85,2 Tage) und Weißstorch (70,3 Tage) die höchsten Werte.

Damit ist die Tendenz, zumindest für einzelne Vögel, deutlich; frühere Ankunft im Brutgebiet und späterer Abzug gewähren mehr Zeit für Brutaktivitäten. Über die Zeit der Anwesenheit im Brutgebiet bleibt aber manches im Unklaren, da biologische und methodologische Variabilität zu mehr unsicheren Ergebnissen führen.

 

Diskussion

Allgemein zeigen die Ergebnisse eine Tendenz zur Reduktion des Zugumfangs bei gleichzeitiger Vergrößerung der Zeiträume; bei den KZ eine Abnahme der ziehenden Vögel und Verkürzung der Zugstrecken, letzteres z.T. wohl auch bei den LZ. Auch Zugrichtungsveränderungen sind möglich, wie das Beispiel Mönchsgrasmücke zeigt (Berthold 1998), ist aber bei anderen Arten bisher kaum nachgewiesen. Vergleicht man die Erstbeobachtungstrends mit Ergebnissen anderer Gebiete in Europa (Moller et al. 2010, Sparks et al. 2005), so liegen die Hamburger Werte z. B. bei den meist untersuchten Arten Fitis und Zilpzalp niedriger. Für die meisten Arten entspricht der „Europawert“ etwa einem Mittel aus Erstbeobachtungstrend und dem Trend der Ankunft des 20. Individuums in Hamburg.

Insgesamt ergibt sich für Heimzug, Ankunft und Brutaktivitäten ein recht einheitliches Phänomen der deutlichen Verfrühungen. Dagegen ist das Herbstbild bezüglich Wegzug und Letztbeobachtungen sehr unterschiedlich und schwieriger zu interpretieren.

Die „Gewinner“ der Gesamtveränderungen scheinen die KZ zu sein; alle Arten mit höheren Ankunftsverfrühungen zeigen im Hamburger Raum deutliche Populationszuwächse (Mitschke 2012). Hausrotschwanz- und Singdrosselbestände sind zumindest stabil. In einem Kartierungsgebiet im Osten Hamburgs hat sich der Bestand des Zilpzalps von 1985-2009 verzehnfacht (R2=0,91), bei der Mönchsgrasmücke stieg er um das Siebenfache (R2=0,86,
Mulsow & Runge 2019). Bestandszunahmen durch eine verlängerte Reproduktionszeit wurden auch in England festgestellt (Newson et al. 2016). Allerdings sind die Beringungszahlen für alle Laubsänger und Grasmücken an der Beringungsstation „Die Reit“ seit ca. 2014 rückläufig (Nahrungsmangel?), womit Zukunftsprognosen wieder ungewiss werden. Andere Umweltveränderungen, z.B. durch die Intensivierung der Landwirtschaft, können aber aus den Gewinnern auch „Verlierer“ machen wie das Beispiel Kiebitz zeigt. In dem o.g. Kartierungsgebiet fiel der Bestand in den 25 Jahren von 24 Revieren auf 0 (R2=0,80).

Die genetisch stärker fixierten LZ sind wegen des geringeren Zeitgewinns benachteiligt gegenüber den KZ, was sich bei vielen Singvogelarten in Bestandsabnahmen zeigt. Bei früh heimkehrenden Arten (Weißstorch, Rohrweihe) zeigen sich meist größere Verfrühungen, bei späten Heimkehrern (Mauersegler, Kuckuck, Klappergrasmücke) dagegen geringere. Hier spielt aber auch Zugwegverkürzung z. T. eine wichtige Rolle, nachgewiesen z.B. beim West-Weißstorch (Schulz 2019), inzwischen vereinzelt auch bei Ost-Weißstörchen (Mitt. Thomsen, Storchendorf Bergenhusen 2022). Rohrweihenweibchen und –jungvögel überwintern aktuell teilweise in SW-Europa (Bairlein et al. 2014), also näher zum Brutgebiet hin (Bairlein et al. 2014).

Da die Regenzeit im Sahel in Juli/August stattfindet, bringt es für LZ Selektionsvorteile, möglichst früh in Europa abzuziehen, um das entsprechende Nahrungsangebot nutzen zu können. Zehn von Fünfzehn Arten zeigen eine Verfrühung des Wegzugmedians bzw. –gipfels um 1-3 Pentaden als Hinweis auf dieses Verhalten. Fünf Arten, darunter auch Baumfalke und Wespenbussard, verspäten sich jedoch um 1-2 Pentaden, ein Verhalten, das ungeklärt bleibt. Rätselhaft bleibt auch eine Verfrühung des Wegzugmusters beim Teichrohrsänger bis 2007, danach aber eine Verspätung, jeweils um eine Pentade. Für diese Art werden aktuell vermehrt Überwinterungsversuche in Nordafrika und Spanien gemeldet (Bairlein et al. 2014), was eine deutliche Zugwegverkürzung bedeutet. Die relativ große Verfrühung bei der Ankunft könnte auch zu einer Vermehrung der Bruten pro Saison führen.

Das unterschiedliche Verhalten der LZ beim Wegzug führt zu der Frage: Was bringt der Art mehr Selektionsvorteile: Mehr Bruten in Europa oder „rechtzeitige“ Ankunft in Afrika im Sahel? Möglicherweise profitierten beim Teichrohrsänger seit 2007 Populationen, die die erstere Option bevorzugten. Wegen des sehr langen Zugweges blieb der Sumpfrohrsänger dagegen bei der alternativen Strategie. Hier gilt es zu klären, ob alle „Ein-Brut – Arten“ eine Verfrühung beim Wegzug wählen (Jenni & Kery 2003). Bei Wespenbussard und Baumfalke könnte wegen der schwachen Datengrundlage ein falsches Ergebnis vorliegen.

Finden größere Umweltveränderungen statt, scheint es sinnvoll, die genetische Reaktionsnorm voll auszunutzen. Möglicherweise ist so die Tatsache zu erklären, dass auch bei den LZ der „letzte Vogel“ immer später abzieht. KZ, die als weniger genetisch fixiert gelten, können da noch länger auf günstigen Rückenwind oder besseres Wetter warten (Haest et al. 2019). Die Arten mit den höchsten Trends bei den Letztbeobachtungen (Hohltaube, Zilpzalp, Hausrotschwanz) fielen in den letzten Jahren durch immer häufigere Überwinterungsversuche auf. Insgesamt bestätigen die Ergebnisse also eine Zunahme der Anteile von Teilziehern und Standvögeln. Weitere langfristig wirkende Einflussfaktoren wie die Nahrungswahl, Abnahme der Insekten und Verhalten im Überwinterungsgebiet müssten aber noch untersucht werden.

Insgesamt scheint die Vogelwelt auf die einschneidenden Umweltveränderungen im Anthropozän mit einer Vergrößerung der phänotypischen Variabilität zu reagieren.

Danksagung:

Für das Bereitstellen der Datengrundlagen bedanken wir uns herzlich bei dem Arbeitskreis Vogelschutzwarte Hamburg. Beim Erstellen von Abfragen und Problemlösen von Informatikfragen war Herr Prof. Dr. E. Fähnders hilfreich. Bei den statistischen Auswertungen wurden wir effektiv beraten und unterstützt von Herrn Dr. O. Hüppop, der uns außerdem wichtige projektspezifische Literatur zukommen ließ.

Für Manuskriptdurchsicht und Korrekturen haben wir Frau M. Mulsow und Herrn J. Berg zu danken. Gefördert wurde das Projekt durch die Deutsche Ornithologische Gesellschaft.

 

Literatur:

Bairlein F, Dierschke J, Dierschke V, Salewski V, Geiter O, Hüppop K, Köppen U, & Fiedler W 2014: Atlas des Vogelzugs. Aula-Verlag Wiebelsheim.

 

Bairlein F & Heiser F 2014: Langfristige Veränderungen in der Frühjahrsankunft von Zugvögeln im Lech-Donau-Winkel, Bayern. Ornithol. Anzeiger 53: 1-21.

 

Bergström E. & Schütt L 2006: En langtidstudie (1938-204) av flyttfaglarnas ankomst til mellersta Värmland. Ornis svecica 16: 95-111.

 

Berthold P 1998: Vogelwelt und Klima: Gegenwärtige Veränderungen. Naturw. RDsch. 51: 337-348.

 

Christen W 2007: Erstankunft ausgewählter Zugvogelarten bei Solothurn. Ornithol. Beobachter: 104:53-63

 

Dinse V 1991: Über den Heimzug von Kleinvögeln in Hamburg. Eine Auswertung im Rahmen des Mettnau-Reit-Illmitz-Programms. Hamburger avifaun. Beitr. 23: 1-125.

 

Drechsel H. 1969: Die Hohe Reit (Hamburg-Vierlande) als Beringungsgebiet. Hamburger avifaun. Beitr.7: 1 – 11.

 

Ernst S. 2013: Veränderungen der Ankunftszeiten von 25 häufigen Zugvogelarten im sächsischen Vogtland in den Jahren 1967 bis 2011. Mitt. Ver. Sächs. Ornithol. 11: 1-14.

 

Fischer S 2002: Frühjahrsankunft ziehender Singvogelarten in Berlin über 26 Jahre. Berl. ornithol. Ber. 12: 145-166.

 

Glutz von Blotzheim U N 2001: Phänologie der häufigsten Brutvögel auf Sturmwurf- und Jungwuchsflächen im Tannen-Buchenwaldareal am Schwyzer Nordalpenrand (750-1200 m ü. M.). Ornithol. Beob. 98: 113-134.

 

Haest B, Hüppop O, van de Pol M, & Bairlein F 2019: Autumn bird migration phenology: A potpourri of wind, precipitation and temperature effects. Glob Change Biol. 2019; 00: 1-17.

 

Hüppop O & Hüppop K 2002: North Atlantic Oscillation and timing of spring migration in birds. Proc. R. Soc. Lond. B (2003) 270: 233-240.

 

Hüppop O & Hüppop K 2003: North Atlantic Oscillation and timing of spring migration in birds. Proc. R. Soc. Lond. B 270: 233-240.

 

Hüppop K & Hüppop O 2005: Atlas zur Vogelberingung auf Helgoland. Teil 3: Veränderungen von Heim- und Wegzugzeiten von 1960 bis 2001. Vogelwarte 43: 217-248.

 

Jenkins D & Watson A 2000: Dates of first arrival and song of birds during 19784.99 in mid-Deeside, Scotland. Bird Study 47: 249-251.

 

Jenni L & Kery M 2003: Timing of autumn bird migration under climate change: advances in long-distance migrants, delays in short-distance migrants. Proc. R. Soc. Lond. DOI 10.1098.2003.2394

 

Kooiker G 2005: Vögel und Klimaerwärmung: 28-jährige phänologische Beobachtungen in und um Osnabrück von 1976 bis 2004. Vogelkundl. Ber. Niedersachs. 37: 99-111.

 

Lensink R, Troost G & Pilzecker J 2013: Aankomst, doortrek en vertrek van de Huiszwaluw, Delichon urbicum in Nederland in relatie tot een opwarmend klimaat. Het Vogeljaar 61: 155-164.

 

Mitschke A 2012: Atlas der Brutvögel in Hamburg und Umgebung. Hamburger avifaun. Beitr. 39: 5-228.

 

Moller A P, Fiedler W & Berthold P 2010: Effects of climate change on birds. Oxford, University Press.

 

Mulsow R & Runge U 2019: Zur Bestandsentwicklung der Brutvogelwelt im Naturschutzgebiet Stellmoorer Tunneltal. Hamburger avifaun. Beiträge 44: 16-57.

 

Newson S E, Moran N J, Musgrove, A J, Pearce-Higgins, P, Gillings, S, Atkinson P, Miller, W, Grantham R & Baillie S R 2016): Long-term changes in the migration phenology of UK breeding birds detected by largescale citizen science recording schemes. Ibis 158: 481-495.

 

Peintinger M. & S Schuster 2005: Veränderungen der Erstankünfte bei häufigen Zugvogelarten in Südwestdeutschland. Vogelwarte 43: 161-169.

 

Reichholf H. 2006: Zilpzalp Phylloscopus collybita und Fitis Ph. trochilus in der Isaraue bei München: Erstankunft, Frühjahrszug und Brutzeit-Präsenz. Orn. Mitt. 58: 45-52.

 

Rubolini D, Moller A P, Rainio K & Lehikoinen E 2007: Intraspecific consistency and geographic variability in temporal trends of spring migration phenology among European bird species. Climate Research 35: 135-146.

 

Schmidt E & Hüppop K 2007: Erstbeobachtung und Sangesbeginn von 97 Vogelarten in den Jahren 1963 bis 2006 in einer Gemeinde im Landkreis Parchim (Mecklenburg-Vorpommern). Vogelwarte 45: 27-58.

 

Schönfeld M 2006: Medianwerte der Erst- und Letztfeststellungen ausgewählter Zugvögel im Vergleich von 1975 bis 2005 sowie von Zehnjahreszeiträumen für den Altkreis Wittenberg/Sachsen-Anhalt. Orn. Mitt. 58: 131-140.

 

Schulz H. 2019: Boten des Wandels. Rowohlt Polaris

 

Sjöberg N 2006: Ankomstdatum 1948-2006 och häckning 1978-2006 i Jämtland för svartvit flugsnappere Ficedula hypoleuca, rödstjärt Phoenicurus
phoenicurus och lövsangere Phylloscopus trochilus. Ornis svecica 16: 118-126.

 

Sokolov L V, Marcovets M Y, Shapoval A P & Y. Morozov G 1998: Long-term trends in the timing of spring migration passerines on the Courish Spit of the Baltic Sea. Avian Ecology and behaviour 1: 1-21.

 

Sparks T H, Bairlein F, Bojarinova J G, Hüppop O, Lehikoinen E A, Rainio, K, Sokolov L V & Walker D 2005:11, 22-30: Examining the total arrival distribution of migratory birds. doi: 10.1111/j.1365-2486.2004.00887.x.

 

Sparks T H, Huber K, Bland R L, Crick H Q P, Croxton P J, Flood J, Loxton R G, Mason C F, Newnham J A & Tryjanowski P 2007: How consistent are trends in arrival (and departure) dates of migrant birds in the UK? J. ornithol. 148: 503-511.

 

Tryjanowski P., Kuzniak S & Sparks T H 2005: What effects the magnitude of change in first arrival dates of migrant birds? J. Ornithol. 146: 200-205.

 

Zalakevicius M., Bartkeviviene G, Raudonikis L & Janulaitis J 2006: Spring arrival response to climate change in birds: a case study from eastern Europe. J. Orn. 147:326-343.

 

Witt K. 2004: Erst- und Letztbeobachtungen des Mauerseglers (Apus apus) in Berlin. Berl. ornithol. Ber. 14: 186-192.

 

Datenquellen:

Beobachtungsdatei des Arbeitskreises Vogelschutzwarte Hamburg (incl. Daten aus „ornitho.de).

Website: www.trektellen.nl

 

Zusammenfassung:

Nach zahlreichen Veröffentlichungen über Veränderungen der Erstankunft von Zugvögeln versuchten wir anhand der Beobachtungsmeldungen im Raum Hamburg zu klären, welche Veränderungen im gesamten Jahresrhythmus auftreten. Für diese Arbeit wurden die Daten von 14 Singvogel- und 11 Nichtsingvogelarten aus dem Zeitraum ca. 1960-2021 ausgewertet. Sie beziehen sich auf das Berichtsgebiet des Arbeitskreises Vogelschutzwarte Hamburg (Hamburg und Umgebung = 2.122 qkm). Die Artenauswahl richtete sich nach der Zahl der Meldungen, die für die vorgegebene Fragestellung zur Verfügung standen. Veränderungen im Jahresrhythmus wurden durch Regressionsanalysen und Vergleiche zweier Zeiträume ermittelt.

Ergebnisse: Eine Verfrühung der Erstbeobachtungen zeigt sich bei 23 von 24 Arten. Die einzige Verspätung bei der Gartengrasmücke wird eventuell durch starke Bestandsabnahmen vorgetäuscht. Größte Verfrühungen gab es bei Hohltaube, Weißstorch und Mönchsgrasmücke. Im Mittel betrug die Verfrühung für alle Arten 0,26 Tage/Jahr, für Kurzstreckenzieher (KZ) 18,1 Tage, für Langstreckenzieher (LZ) 10,2 Tage; der Unterschied ist schwach signifikant. Nach den Vergleichen zweier Zeiträume fanden bei den ausgewählten Arten die Verfrühungen vorwiegend im älteren Zeitraum, 1960er – 1990er Jahrs, statt. Der Vergleich mit Zeitserien aus Berlin ergab überwiegend positive Korrelationen.

Eine deutliche Verfrühung bei der Ankunft des 20. Individuums wurde bei allen Arten festgestellt. Erstes revieranzeigendes Verhalten wie Erstgesang oder Balz verfrühte sich erwartungsgemäß bei allen untersuchten Arten im Mittel um 13,2 Tage; deutlicher wieder bei den KZ. Bei Weißstorch und Kiebitz war eine deutliche Verfrühung des Brutbeginns nachweisbar.

Beim Heimzugmuster zeigte sich, trotz relativ schwacher Datenlage, eine allgemeine Verfrühung des Medians bei allen Arten um 1,7 Pentaden, außer bei der Knäkente.

Im Gegensatz zum Heimzug sind die Herbstzug-Auswertungsergebnisse recht unterschiedlich. Neun Arten zeigen keine Veränderung, sieben eine Verfrühung und sieben eine Verspätung des Medians. Beim Teichrohrsänger

ergeben die Beringungszahlen sogar eine Trendumkehr; bis 2007 eine Verfrühung, danach eine Verspätung. Möglicherweise ist es für Arten mit nur einer Jahresbrut vorteilhafter frühzeitig im Sahel anzukommen, um die Vorteile

der Regenzeit zu nutzen, während andere dazu tendieren, ihre Fitness durch mehr Bruten zu erhöhen.

Letztbeobachtungen: Die mittlere Verspätung bei 23 von 24 Arten beträgt 18 Tage; sie ist bei KZ wieder größer. Nur der Wespenbussard verfrüht sich um 2,2 Tage.

Beobachtungszeitraum: Die mittlere Verfrühung der Erstbeobachtungen (12,9) und die mittlere Verspätung der Letztbeobachtungen ergeben eine Verlängerung des Beobachtungszeitraumes um 31,3 Tage.

Die Möglichkeit zu mehr Bruten wird von KZ genutzt und führte zumindest über längere Zeiträume zu Bestandszunahmen. Bei den LZ beeinflussen vermutlich außer dem Klimawandel artspezifisch wirksame Habitatveränderungen im Brut- oder auch Überwinterungsgebiet die Selektion in die eine oder andere Richtung.

Waldlaubsänger Jahresrhythmus

Waldlaubsänger                     (Phylloscopus sibilatrix)

JAHRESRHYTHMUS

Datengrundlage: Beobachtungen der Mitglieder des Arbeitskreises Vogelschutzwarte Hamburg seit 1949, Meldungen im online-Portal ornitho.de seit 2011 und Nestkarten der ehemaligen Beringer W. Harms (1), P. Ruthke (†, 21) und C. Stobbe (†, 2). Statistische Berechnungen erfolgten mit dem „R“-Programm, Version 2.15.2 (2012).

Heimzug

Waldlaubsänger sind nachtaktive Langstreckenzieher; der Wegzug in S – SSE-Richtung beginnt Juli/August, dauert bis Anfang September und führt vornehmlich über Italien nach Afrika, wobei offenbar auch größere Anzahlen die Hochalpen überqueren, (Ringfernfunde: 2 x Burkina Faso, 1 x Süditalien, 1 x Niger/ in England beringte: 8 x Italien, 1 x Algerien). Sie gehören zu den wenigen paläarktischen Arten, die außer in der Feuchtsavanne auch im äquatorialen Regenwald von Oktober/November bis Februar/März überwintern (Bairlein et al. 2014). Der Heimzug beginnt nach einer Vollmauser im März und führt überwiegend über Italien wieder nach Mitteleuropa – nur wenige weiter westliche Funde deuten auf einen eventuellen Schleifenzug hin (Zink 1973). Die Ankunft im Berichtsgebiet erfolgt Ende April/Anfang Mai, im letzten Jahrzehnt in der zweiten Aprilhälfte, ausnahmsweise in der ersten Monatshälfte. Die bisher früheste Beobachtung erfolgte am 5.4.1990, Wohldorf (H. Hargens). Die anderen einheimischen Laubsänger kehren früher zurück. Für den Heimzug benötigt die Art ca. 30 Tage, für den Herbstzug dagegen 62 Tage; der Heimzug wird also doppelt so schnell durchgeführt (Stresemann 1955).

Angaben zur Ankunft aus der älteren Literatur:

In Schleswig-Holstein nach Rohweder (1875) „Anfang Mai“; nach Beckmann (1964) „Ende April“.

In Niedersachsen „erscheinen die ersten Vögel zwischen Mitte April und Mitte Mai, im Mittel in der zweiten Aprilhälfte“ (Zang, H. in Zang et al. 2005).

Bremen: Median/1990-2001= 26.4. (21.-29.04., Seitz et al. 2004).

Stade: Median/2005-2018= 22.04. (10.04.-04.05.; Orn. Jahresberichte).

Raum Hamburg:

Zeitraum               Mittelwert/Median    Spanne              Autor

1876, 1878,1881     27.04.               21.04.-14.05.        Böckmann in Krohn, 1924

„aus 18 Daten“         28.04.                                                  Dietrich, 1928

1926-1936             04.05./02.05.             19.04.-27.05.        Hennings, 1937

1949-1957             25.04./20.04.                  13.04.-29.04.     Bruns, 1961

Alle Arbeitskreisdaten aus neuerer Zeit ergeben folgende Ankunftstermine:

            Erstbeobachtung            Ankunft 20. Ind.

Zeitraum        Median/Spanne            Median/Spanne

1) 1966-1976;

1984-1995        22.04. (05.04.-29.04.)             03.05.(22.04.-09.05.)     (n=23)

2) 1996-2018        15.04. (10.04.-25.04.)             26.04.(19.04.-08.05.) (n=23)

3) 1966-1976;

1984-2018        19.04. (05.04.-29.04).             29.04. (19.04.-09.05.) (n=46)

Verfrühungen (n=46):

Erstbeobachtung:    -0,15212** Tage/Jahr      p<0,01) = -7,0 Tage

20. Individuum:    -0,19103*** Tage/Jahr      p<0,001) = -8,8 Tage

Letztbeobachtungen:

1) 21.07. (14.06.-19.09.)

2) 23.07. (13.06.-11.09.)

3) 23.07. (13.06.-11.09.)

Zur Ankunft in den letzten Jahrzehnten stehen ausreichende Beobachtungsmeldungen zur Verfügung aus den Jahren 1966-1976 und 1984-2018. Median der Erstbeobachtungen aus diesen 46 Jahren ist der 19.04. (05.04.-29.04.). Die Ankunft der gesamten Brutpopulation kann sich aber noch über mindestens 4 Wochen hinziehen (Glutz von Blotzheim & Bauer 1991). Das 20. Individuum kehrte im Mittel am 29.04. (19.04.-09.05.) in das Hamburger Berichtsgebiet zurück. Die Ankunft der ersten Waldlaubsänger verfrühte sich im genannten Zeitraum signifikant um 6,4 Tage, die des 20. Individuums hoch signifikant um 8,8 Tage (Abb. 1). Zwischen den zwei Ankunftsreihen Erstbeobachtung und 20. Individuum besteht eine hochsignifikante Korrelation.     In Berlin ist der Erstbeobachtungsmedian der 16.04. (04.04.-29.04), die Verfrühung betrug (1966-1976,1984-2018)1 lediglich 6,8 Tage (schwach signifikant). Die Ankunftsreihen beider Städte sind hoch signifikant miteinander
korreliert. Im sächsischen Voigtland wurde eine Verfrühung der Erstankunft um 14,1 Tage (1967-2016) festgestellt (Friedel & Ernst, 2017). In Hessen hat sich (2007) der Brutbeginn um 8 Tage verfrüht (Hillig 2009); eine entsprechende Ankunftsverfrühung ist zu vermuten.

Zum Heimzug gibt es keine Beobachtungen; nach Erstfängen in der Beringungsstation „Die Reit“ wurden 1984-1988 zwischen dem 22.4. und 4.6. 10 Individuen gefangen (Dinse 1991). Höchste Individuenzahlen und Maxima der Gesangsaktivität werden aus der 25./26. Pentade (01.05.-10.05.) gemeldet; die Art wird überwiegend akustisch registriert (Abb. 2). Ein zweiter kleinerer Gipfel ist möglicherweise mit nordischen Durchzüglern zu erklären.

1 ohne 2004 und 2009; es gab keine Datenangabe in Berlin


Abb. 1: Waldlaubsänger – Erstbeobachtung und Ankunft 20. Individuum im Raum Hamburg

                (1966-1976, 1984-201ß)


Abb. 2: Waldlaubsänger – Jahreszeitliches Auftreten und Gesangsaktivität

im Raum Hamburg (1948 – 2018)

Brut

Unmittelbar nach der Ankunft werden die Reviere besetzt; nach Mühlenberg (1964) treffen die Weibchen ca. 3 Tage später am Brutplatz ein. Eine extrem schnelle Revierbesetzung wurde 1985 in Schottland dokumentiert (Morton 1986): Ein am 08.05. auf der Isle of Man beringtes Männchen wurde am 09.05. in Schottland (200 Km nördlich) singend im Revier angetroffen. Abends wurde es schon zusammen mit einem Weibchen beim Nestbau beobachtet. Kurz darauf konnte es gefangen und der Ring abgelesen werden. Das Nest war am 13.05. fertig gebaut.

Waldlaubsänger bevorzugen Nadel-Laub-Mischbestände (Buche, Eiche, Fichte bzw. Kiefer mit Laubhölzern gemischt), Deckungsgrad 70-80 %, vor allem Baumholz, seltener Stangen- oder Altholz. Im Berichtsgebiet wird als häufigste Habitatangabe ebenfalls Laubmischwald gemeldet; immerhin 14,5 % stammen aus waldartigen städtischen Grünanlagen, s. Tab 1. Wichtig ist eine schwach entwickelte Strauchschicht bzw. Baumäste müssen bis auf 2,5 m herabreichen, damit der Nestanflug von dort möglich ist. Der Deckungsgrad muss aber kleiner als 40 % sein um den Singflug des Männchens nicht zu behindern. Günstig ist ein beständiges Kleinklima. Das Nest wird gerne in Grasbulten angelegt, oft aber auch in altem Laub. Bevorzugt werden Südhanglagen (z.B der SE-Hang am Schüberg/OD) oder windgeschützte Waldränder (Quelle & Tiedemann 1972, Tiedemann 1970, 1971). Revierkartierer im Berichtsgebiet (Berg, Mulsow) stellten häufig fest, dass im Laubmischwald Stellen mit einzelnen Nadelhölzern bevorzugt werden und umgekehrt.

Revierverhalten, Balz und Nestbau wurden im Berichtsgebiet ab 23.04. gemeldet, die letzte Beobachtung vom 20.07.; Median 107 = 28.05. Daten zum Legebeginn liegen vor vom 13.05. bis 05.06.; Median 22 =22.05. In Niedersachsen wurde im Mittel der 27.05. (n=8) gefunden (Keßler in Zang 2005); frühester Termin im Rheinland war der 04.05. (Glutz von Blotzheim & Bauer 1991). Die mittlere Eigröße betrug n. Dietrich im Berichtsgebiet 15,3 x 12,2 mm; in Mitteleuropa nach Makatsch in Glutz von Blotzheim & Bauer 1991: 16,3 x 12,8 mm.

Gelegegrößen im Raum Hamburg (25 Nestkarten):

2    3    4    5    6    7

1    3    0    10    10    1; im Mittel also 5,1 Eier/Nest.

Dietrich 1928 gibt für Hamburg 6-7 Eier an. Für Mitteleuropa werden 4-8, meist 6 Eier angegeben (Glutz von Blotzheim & Bauer 1991). In NRW fand Mildenberger (1940) für 132 Maigelege ein Mittel von 6,15, für 78 Juni-Vollgelege 5,46 Eier. Niedersachsen meldet 6,o2 (n=63) n. Smith in Zang 2005; Brandenburg 6,1 (n=16) n. Rutschke 1983. In der Regel findet nur eine Jahresbrut statt, bei Gelege- oder Brutverlusten werden aber regelmäßig Ersatzgelege getätigt.

Brütende Waldlaubsänger wurden meistens aus der zweiten Maihälfte gemeldet (24x), seltener aus der ersten Junihälfte (5x). Die früheste Meldung „Eier bebrütet“ erfolgte vom 04.05.1969, Giesensand (H. Vidal), die späteste vom 14.06.2009, Wohldorfer Wald (E. Paulsen). Die Termine für schlüpfende Nestlinge liegen zwischen dem 01.06. und 12.07.; Median 29 = 29.06.

Gemeldete Anzahl der Nestlinge:

0    1    2    3    4    5    6    7

1    0    1    4    0    9    9    1; Mittel: 4,8 Jungvögel/Nest.

Nach Beringungslisten aus dem Hamburger Raum betrug die durchschnittliche Brutgröße 5,4 Nestlinge (n=36); beringt werden Nestlinge im Alter von 6-12 Tagen (Beringer: Alpheis, H., Bosselmann, F., Gruner, D., Hinze, P.,Ruthke, P., Schneider, A., Steppan, W.).

In Niedersachsen wurden 5,8 Jungvögel/Nest ermittelt (Keßler in Zang 2005); in Brandenburg 5,4 (Rutschke 1983). Für Mitteleuropa werden 4,4 Jungvögel/Nest genannt (Glutz von Blotzheim & Bauer 1991). Eiablage, Brut und Nestlingszeit beanspruchen ca. 33 Tage. Nachgelege gibt es bis Anfang Juli. Echte Zweitbruten sind sehr selten (Stresemann 1955).

Flügge Jungvögel wurden im Raum Hamburg vom 25.05. bis 27.07. beobachtet (n=23); Median: 23.06. Nach den vorliegenden Nestkarten war der Bruterfolg mit 93,7 % sehr hoch, wobei es sich überwiegend um Beringungsdaten handelt; große Verluste erfolgen ja meist erst danach unter den flüggen Jungvögeln. Es gab einen Totalverlust durch Prädatoren, zwei tote Jungvögel und ein taubes Ei. Für Mitteleuropa wird eine Ausfliegerate zwischen 59 und 78,5 % angegeben (Glutz von Blotzheim & Bauer 1991). Neben schlechter Witterung sind vor allem Wildschweine, Marder, Igel, Mäuse, Eichhörnchen u.a. für z.T. hohe Verluste verantwortlich. Lokal kann es geringe Verluste durch Kuckucksparasitierung geben; nach Soldat (1981) wurden 1978-1980 29 % von 62 Nestern vom Kuckuck belegt, aber nur 4 Kuckuckseier wurden ausgebrütet. Für Eiablage, Brut und Nestlingzeit rechnet Stresemann (1955) mit 33 Tagen. Nachgelege können bis Anfang Juli erfolgen. Der Aufenthalt im Brutgebiet beträgt ca. 100 Tage.


Wegzug

Waldlaubsänger ziehen ca. 2 Wochen früher weg als der Fitis, der eine Vollmauser durchführt, während Waldlaubsänger nur das Kleingefieder mausern. Nach Gwinner (1969) beginnt die Zugunruhe durchschnittlich im Alter von 60; beim Fitis von 65 und Zilpzalp von 125 Tagen. Die Zerstreuung der Jungvögel setzt Ende Juni/Anfang Juli ein. Die Fangzahlen in der Beringungsstation „Die Reit“ sind so gering, dass sich daraus keine gesicherten Aussagen ableiten lassen. 1974-1983 wurden insgesamt 6 Individuen nach dem 30.07. gefangen (Berthold et al 1991); seit 1995 gingen 9 von 17 vorher ins Netz. Das wäre ein Hinweis für eine mögliche Verfrühung beim Wegzug. Nach Fängen in Serrahn (Mecklenburg-Vorpommern, geographische Breite etwa wie Hamburg) ziehen vermauserte Jungvögel ab 20.07. weg, Altvögel nach dem 10.08. bis Anfang September (Starke & Weber in Klafs & Stübs 1977). Während Fitis und Zilpzalp aus Norddeutschland als SW-Zieher gelten, wandern Waldlaubsänger vorwiegend in SSE-Richtung ab. Nach Stresemann (1955) gelangen Vögel aus Europa alle in einen Zugtrichter, der vom Pyrenäenostrand bis Westgriechenland reicht. Über Italien und das zentrale Mittelmeer gelangen sie nach Nordafrika und die Art ist “ Anfang August einer der häufigsten Vögel in Tunesien“. Die Überwinterungsgebiete liegen in einem Streifen zwischen Äquator und 10 ° Nord von Westafrika (Goldküste) bis zum Ostrand des Kongobeckens. Dort erfolgt eine Vollmauser von Ende Dezember bis März, worauf der Heimzug beginnt.

Das Wegzugmaximum liegt im August, aber Jungvögel aus späten Ersatz- oder Zweitbruten können noch im September beobachtet werden, Einzelvögel ausnahmsweise im Oktober/November. Im Hamburger Raum fällt der Median der Letztbeobachtungen im genannten Zeitraum auf den 23.07. (13.06.-06.11.). Eine Verspätung von 15,6 Tagen über 44 Jahre ist statistisch nicht signifikant (Abb. 3). Median der Letztbeobachtungen in Berlin ist der 30.8. (23.07.-17.09.); die Verspätung beträgt 5,7 Tage.

Der Beobachtungszeitraum in Hamburg von durchschnittlich 98 +/- 28 Tagen (54-148) hat sich in 44 Jahren (schwach signifikant) um 21,9 Tage verlängert. In Berlin ist der mittlere Beobachtungszeitraum von 136 +/-14 Tagen um 12,5 Tage größer geworden (Abb. 4).


Abb. 3: Waldlaubsänger – Letztbeobachtungen im Raum Hamburg


Abb. 4: Waldlaubsänger – Beobachtungszeiträume in Berlin und Hamburg

Literatur:

Bairlein, F. & J. Dierschke, V. Dierschke, V. Salewski, O. Geiter, K. Hüppop, U. Köppen, W. Fiedler (2014): Atlas des Vogelzugs. Aula-Verlag Wiebelsheim. 567

Bertholdt, P., Fliege, G., Heine, G., Querner, U. & R. Schlenker (1991): Wegzug, Rastverhalten, Biometrie und Mauser von Kleinvögeln in Mitteleuropa.- Vogelwarte 36 (Sonderheft): 1-221.

Dinse, V. (1991): Über den Heimzug von Kleinvögeln in Hamburg. Eine Auswertung im Rahmen des Mettnau-Reit-Illmitz-Programms.-Hamburger avifaun. Beitr. 23: 1-125.

Friedel, W. & S. Ernst (2016): 50 Jahre Beobachtung, Dokumentation und Auswertung der Erstankunftstermine heimkehrender Zugvögel im Vogtland – eine Analyse zwischen 1967 und 2016. Mitt. Ver. Sächs. Ornithol., im Druck.

Glutz von Blotzheim, U. N. & K. M. Bauer (1991): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 12, Teil 3. Aula-verlag, Wiesbaden.

Gwinner, E. (1969): Untersuchungen zur Jahresperiodik von Laubsängern. J. Orn. 110: 1-21.

Hillig, F. (2009): Der Bestandsrückgang des Waldlaubsängers. Falke 56: 60-63.

Keßler, A. (1963): Beobachtungen an einer Waldlaubsängerpopulation (Phylloscopus sibilatrix) im Bloher „Wold“ unter besonderer Berücksichtigung ökologischer und ethologischer Verhältnisse. Pädagog. Hochschule Oldenburg.

In: Zang, H., H. Heckenroth & P. Südbeck (2005): Die Vögel Niedersachsens, Drosseln, Grasmücken, Fliegenschnäpper. Naturschutz Landschaftspfl. Niedersachs. B, H 2.9.

Makatsch, W. (1976): Die Eier der Vögel Europas. Neumann Verlag.

Mildenberger (1940): Beobachtungen über Fitis-, Weiden- und Waldlaubsänger im Rheinland. J. Orn. 88: 537-549.

Morton, R. (1986): Rapid territory establishment by a Wood Warbler. Ringing & Migration 7: 56.

Mühlenberg, M. (1964): Brutzeitbeobachtungen am Waldlaubsänger. Vogelwelt 85: 174-182.

Otto, W. (Artbearbeiter) in Rutschke, E. (1983): Die Vogelwelt Brandenburgs, Jena 1983

Quelle, M. & G. Tiedemann (1972): Strukturanalyse von Waldlaubsängerrevieren im Raum Bielefeld. Abh. Landesmus. Naturkde Münster Westfalen 34: 95-102.

Seitz. J., K. Dallmann und T. Kuppel (2004): Die Vögel Bremens und der angrenzenden Flußniederungen. 416 S.

Smith, A. H. V. (1958): Excess of male Wood Warblers. Bird Study 5: 113.

In: Zang, H., H. Heckenroth & P. Südbeck (2005): Die Vögel Niedersachsens, Drosseln, Grasmücken, Fliegenschnäpper. Naturschutz Landschaftspfl. Niedersachs. B, H 2.9.

Starke, W. & H. Weber in Klafs, G. & J. Stübs (1977): Die Vogelwelt Mecklenburgs. Fischer Jena.

Stresemann, E. (1955): Die Wanderungen des Waldlaubsängers (Phylloscopus sibilatrix). J. Orn. 96: 153-167.

Tiedemann, G. (1970): Waldlaubsänger. J. Orn. 111: 277.

Tiedemann, G. (1971): Zur Ökologie und Siedlungsdichte des Waldlaubsängers (Phylloscopus sibilatrix). Vogelwelt 92: 8-17.

Zang, H., H. Heckenroth & P. Südbeck (2005): Die Vögel Niedersachsens, Drosseln, Grasmücken, Fliegenschnäpper. Naturschutz Landschaftspfl. Niedersachs. B, H 2.9.

Zink, G. (1973): Der Zug europäischer Singvögel. Vogelwarte Radolfzell Bd1, 1973.

                                                                             (Hamburg im November 2020)

Vogelzug und Klimawandel

Vogelzug und Klimawandel:

Veränderungen im Jahresrhythmus ausgewählter

Vogelarten im Raum Hamburg seit den 1960 er Jahren.

Ausgewertet werden die Daten des Arbeitskreises Vogelschutzwarte Hamburg; diese beziehen sich auf Hamburg und Umgebung (= 2.122 qkm). Ausgewählt wurden Arten, für die eine größere Anzahl an Beobachtungen vorliegt, weil sie häufig sind oder wegen ihrer Auffälligkeit häufig gemeldet werden. Ausgewertet wurden die Daten unter der Fragestellung, ob es bei Heim- bzw. Wegzug Veränderungen durch die Klimaerwärmung gibt. Da es bei nächtlich ziehenden Arten kaum Zugmeldungen gibt, sind hier kaum Aussagen zu Veränderungen der jeweiligen Zugmuster möglich. Bei einigen Tagziehern lassen sich Verschiebungen von Zuggipfel oder Median ermitteln, falls ausreichende langfristige Zufallsmeldungen oder Daten von Vogelzugplanbeobachtungen vorliegen. Für einzelne Nachtzieher ist dies auch möglich bez. des Herbstzuges, wenn entsprechende Beringungsdaten aus der Beringungsstation „Die Reit“ zur Verfügung stehen. Die Ergebnisse beziehen sich daher meist auf Verfrühungen bzw. Verspätungen bei Ankunft und Letztbeobachtung sowie deren Variationsbreite. Daraus lässt sich die mittlere Größe des Beobachtungszeitraumes und seine Veränderung im Untersuchungszeitraum berechnen.

Leider gibt es in den 1970-80 er Jahren Zeiträume mit einer niedrigen Meldehäufigkeit, sodass bei etlichen Arten für diese Jahre (maximal 10) keine sinnvolle Auswertung möglich ist. Hier lässt sich z. B. auch die Ankunft des 20. Individuums nicht ermitteln. Trotzdem ergibt sich für die meisten Arten ein Auswertungszeitraum von 40-60 Jahren.

Ergänzend wird ein Diagramm zum jahreszeitlichen Auftreten der Art im Raum Hamburg dargestellt.

Statistische Analysen wurden mit dem Rechenprogramm „R“ 18862.15.2 (2012) durchgeführt.

Zeichen: * schwach signifikant,      ** signifikant,     *** hoch signifikant

Beispiel:

1. Knäkente        Spatula querquedula        1960 – 2019: 60 Jahre

Die Knäkente ist unter den einheimischen Enten der einzige Langstreckenzieher mit Überwinterungen in der Sahelzone (Mali, Senegal u.a.). Die Wanderungen erfolgen sowohl nachts als auch tagsüber. Der Wegzug beginnt schon im Juli, mit einem Gipfel in der zweiten Augusthälfte und endet im Oktober. Einzelvögel wurden in den letzten Jahren bis in den Dezember beobachtet.

Der Heimzug erfolgt im Februar; nach den vorliegenden Ringfunden in einem Schleifenzug, entgegen dem Uhrzeigersinn, über Nordafrika und Italien nach Mitteleuropa, während im Herbst die SW-Route über Spanien dominiert (Bairlein et al. 2014).

Die statistische Auswertung zeigt keine Veränderung bei den Erstbeobachtungen, aber eine hochsignifikante Verfrühung um – 12,6 Tage*** bei der Ankunft des 20. Individuums. Der Durchzugsgipfel wird in der 22. Pentade (16.04. – 20.04.) erreicht (Abb. 1). Bei den Letztbeobachtungen ergibt sich über die 60 Jahre eine, schwach signifikante, Verspätung um 35,6 Tage*. Zwischen den Datenreihen für die Ankunft des 20. Individuums und den Letztbeobachtungen wurde ein, schwach signifikanter, Korrelationskoeffizient ermittelt.

Der Beobachtungszeitraum im Hamburger Berichtsgebiet wird durch immer später ziehende Einzelvögel im Herbst verlängert.

Heimzug

Erstbeobachtung                                Ankunft 20. Individuum

Median    Spanne          Verfrühung    Median    Spanne    Verfrühung

16.03.     26.02.-15.04.    – 0,4 Tage    09.04.   24.03.-01.05.    – 12,6 Tage***

Wegzug

Letztbeobachtung

Median    Spanne    Verspätung

14.10. 15.06.-17.12.    35,6Tage*

Beobachtungszeitraum, Mittelwert: 210 Tage, +/- 37 (81 – 278)

Mittlere Verlängerung:    36 Tage*


Literatur:

Bairlein, F. & J. Dierschke, V. Dierschke, V. Salewski, O. Geiter, K. Hüppop, U. Köppen, W. Fiedler (2014): Atlas des Vogelzugs. Aula-Verlag Wiebelsheim. 567

Ergebnisse der Mehlschwalbenerfassung 2011-2013

von Ronald Mulsow und Detlef Schlorf (Hamburg)

1 Anlass und Vorgehensweise

In den drei Jahren 2011 bis 2013 wurde versucht, eine möglichst flächendeckende Erfassung des Brutbestandes der Mehlschwalbe (Delichon urbicum) in Hamburg zu realisieren. Anlass waren Hinweise auf rückläufige Bestände aus Berlin (Witt 2011), die für Hamburg mit ähnlichen großstädtischen Verhältnissen vergleichbare Entwicklungen befürchten ließen.

Die Kartierung wurde in 50 Flächeneinheiten a 16 km2 = 800 km2 organisiert. Von diesen konnten insgesamt 692 km² (336 westlich und 356 östlich der Alster) von Mitgliedern des Arbeitskreises Vogelschutzwarte Hamburg kartiert werden. Randgebiete, die in Schleswig-Holstein oder Niedersachsen liegen, machten 50 km² des Kartiergebietes aus. Vom 755 km² großen Stadtgebiet Hamburgs wurden 92,3 % bearbeitet. Neben der Zahl der festgestellten Brutpaare sollten in einem Fragebogen auch Angaben zur Exposition des Neststandortes (Himmelsrichtung), zur Nesthöhe, zur Höhe der von der Mehlschwalbe besiedelten Gebäude und zum Gebäudetyp gemacht werden.

Wir danken ganz herzlich allen Mitarbeitern, die in den drei Jahren halfen, den Mehlschwalbenbestand zu erfassen (in Klammern die Zahl der kartierten km²):

Ahlers, H. (44), Baumung, S. (7), Beck, S. (5), Berg, J. W. (8), Büchner, H. (2), Diederichs, E. (16), Dien, J. (17), Dwenger, A. (20), Erhard, G. (5)., Fick, G. (119), Hagen, A., (8), Harms, F. (29), Ikert, W. (40), Johannsen, J.-L. (21), Korsch, M. (40), Lüchow, E. (5), Mitschke, A. (13), Mühlenfeld, C. (48), Mulsow, R. (40), Neumann-Köppen, H. (14), Ohm, I. (37), Rastig, G. (13), Rudat, P. (8), Runge, U. (20), Rupnow, G. (38), Schlorf, D. (8), Schmid, W. (15), Sommerfeld, M. (12), Urbasch, I. (8), Vieth, H. (24) und Witt, M. (8). Ergänzende Einzelbeobachtungen lieferten Fähnders, M., Harms, H.-H., Laessing, F., Poerschke, I., Studt, O. und Wesolowski, K.

2 Ergebnisse

Bestand

Von der Mehlschwalbe besiedelt waren 157 km² (22,7 % aller untersuchten, 100 ha großen Flächeneinheiten). Es wurden 2.184 besetzte Nester festgestellt. Als die jeweils größten Kolonien, wobei eine „Kolonie“ einen größeren Bereich einnehmen kann, sich also meist nicht auf 1 oder 2 Gebäude beschränkt, wurden festgestellt:

In West-Hamburg    City (125 BP)    Moorburg (100 BP)    Wilhelmsburg (92 BP)

In Ost-Hamburg    Moorwerder (90 BP)    Neuengamme (79 BP)    Peute (74 BP)

Nestexposition

Bezüglich der Ausrichtung der Nester scheinen die Ergebnisse 2011 bis 2013 eine geringe Bevorzugung der Nord- und Ostseiten gegenüber der Süd-und Westseite als „Wetterseite“ anzudeuten (Tab. 1). Dies ist aber schwierig objektiv zu beurteilen, da die Ausrichtung der besiedelten Gebäude nicht mitkartiert wurde. Gegenüber entsprechenden Untersuchungen 1971 zeigen sich allerdings kaum Unterschiede (Otto 1974).

Tab. 1:
Ausrichtung der Mehlschwalben-Nester in Hamburg im Vergleich mit einer Untersuchung 1971 (Otto 1974) – Prozentuale Anteile der Himmelsrichtungen

Himmelsrichtung

2011-2013

[n=1.306]

1971

[n=1.584]

N

19,2

22,2

O

25,4

19,6

S

18,9

12,1

W

17,2

14,9

NO

5,4

14,0

SO

6,7

4,2

SW

2,8

6,1

N – SO

56,7

60

S – NW

43,3

40

Nesthöhe

56,1 % aller Neststandorte wurden im Bereich zwischen 2 und 8 m Höhe registriert (Abb. 1). Zu berücksichtigen ist dabei, dass allein 40 % der besiedelten Gebäude Einzelhäuser und Bauernhöfe waren. Die Tatsache, dass 33,2 % der Nester in einer Höhe von 10 bis 13 m liegen, zeigt, dass bei höheren Gebäudearten (Wohnblocks u.a.) auch eine größere Nesthöhe bevorzugt werden kann.

Gebäudehöhe

Die Auswertung der Angaben zur Zahl der Stockwerke der Gebäude, die von der Mehlschwalbe besiedelt waren, ergab, dass vor allem zweigeschossige Gebäude bevorzugt zur Nestanlage genutzt wurden (Tab. 2).

Tab. 2:
Anzahl der Stockwerke von Gebäuden mit Mehlschwalbennestern (n=1.054)

Zahl der Stockwerke

1

2

3

4

5

6

10

12

% der Nester

11,9

47,2

29,2

8,9

0,2

1,2

0,8

0,6

Zu einem sehr ähnlichen Ergebnis kommt man bei der Auswertung der Frage, in welchem Stockwerk eines Gebäudes wie viele Nester vorhanden waren. Die meisten Nester wurden im zweiten Stockwerk angelegt; es folgen Erdgeschoß und erster Stock (Tab. 3). Noch höher als im dritten Stock gab es nur wenige Nestanlagen.

Tab. 3:
Mehlschwalbe – Stockwerke mit Nestanlagen im Raum Hamburg (n=1.174)

Stockwerk

0

1

2

3

4

% der Nester

26,3

26,3

30,1

16,2

1,1

Gebäudetypen

1-bis 2-geschossige Bauten machen schon 61,3 % aller besiedelten Gebäude aus. Neben meist dörflichen Einzelhäusern und Lagerhallen liegt ein zweiter Schwerpunkt des Mehlschwalbenvorkommens in der Wohnblockzone. Im Prinzip sind wohl fast alle Gebäudearten besiedelbar, wenn sie denn den Habitatansprüchen der Mehlschwalben genügen. Gemeldet wurden folgende Gebäudetypen (n=410):

Bauernhof    Lagerhalle    Einzelhaus    Wohnblock    technischer Bau

    21,0%    21,0%    19,3%    18,5%    4,9%

Reihenhaus    Speicher    Schule    Restaurant    Turnhalle

    3,2%    3,2%    2,4%    2,4%    2,0%

Scheune    Gutshaus    Tankstelle    Schuppen

    1,5%    0,2%    0,2%    0,2%

Fördermaßnahmen bzw. Vergrämung

Positive Maßnahmen: Insgesamt wurden 110 angebrachte Kunstnester registriert. Bei 70 Nestern wurde das Stockwerk festgehalten. Davon lagen 22,9 % im Erdgeschoß, 20 % im ersten und 57,1 % im zweiten Stockwerk. Angenommen werden die Kunstnester oft erst nach einigen Jahren. An zwölf Gebäuden waren Kotfangbretter angebracht worden. Ein Restaurantbesitzer hatte auch Schlammpfützen zur Nistmaterialgewinnung angelegt.

Negative Maßnahmen: In 20 Fällen waren alte Nester entfernt worden. In einer großen Kolonie (Horner Rennbahn) sind an mehreren Wohnblocks die Schwalben durch Vernetzung der Dachüberstände „ausgesperrt“ worden. Aufgrund der sehr hohen Dunkelziffer artenschutzrechtlich verbotener Vergrämungsmaßnahmen sind die wenigen hier dokumentierten Fälle allerdings nur exemplarisch zu verstehen.

In Bereichen, wo es noch Haussperlinge gibt, wurden diese mehrfach als „Besetzer“ von Mehlschwalbennestern beobachtet.

3 Diskussion

Bestandsentwicklung

Im Rahmen der ersten flächendeckenden Atlaskartierung für Hamburg 1997-2000 waren auf den 2011 bis 2013 erneut untersuchten Flächen 2.017 Nester registriert worden (Mitschke & Baumung 2001). Das entspricht einem Zuwachs von 8,3 %. Einer Zunahme von 24,9 % in der Osthälfte steht eine Abnahme in der Westhälfte um ca. 14,6 % gegenüber. Eine erhebliche Abnahme in bestimmten Hafenbereichen ist allerdings fraglich, weil dort manche Gebiete inzwischen nicht mehr zugänglich sind. Allgemein überwiegen auf der Geest Abnahmen, während es in Elbnähe und im Elbtal z.T. deutliche Zuwächse gab. Ausgenommen sind die Bereiche Finkenwerder/Waltershof, wo Verluste durch umfangreiche Bautätigkeiten eintraten. Große Kolonien, wie in der „City“ zwischen Alsterarkaden und Gänsemarkt sowie an der „Horner Rennbahn“ zeigen momentan wieder eine abnehmende Tendenz.

Bestandsentwicklungen können in verschiedenen Regionen (Marsch / Geest; Dorf / Stadt u.a.) unterschiedliche Tendenzen aufweisen. Dies wurde auch durch Untersuchungen in Berlin bestätigt (Witt 1999, 2011). Der Gesamtbestand der Mehlschwalbe wuchs dort von 1983/84 bis 1995/97 um 30 %, bis 2011/12 wurde jedoch ein Rückgang um 55 % registriert. Die Ursachen blieben unklar, diskutiert werden Mangel an Nistmaterial und Abwehrmaßnahmen u.a.

Nesthöhe

Während der Untersuchung 1971 lag der Anteil von Nestern in Höhen bis 8 m noch höher bei 74,4 % (Otto 1974), aber bereits in den 1970er Jahren waren auch deutlich höhere Neststandorte bekannt. Eine Brut an einem Hochhaus (30 m, 9 Geschosse) ist aus Hamburg-Harburg (HARMS 1967) muss dagegen für Hamburg bereits als Ausnahme gewertet werden. In Berlin wurden Nester noch an 21-geschossigen Hochhäusern beobachtet (WITT 2011). Neuwohnblockgebiete wurden dort ab etwa 1960 besiedelt (LENZ et.al. 1972), vor allem Balkons, die von drei Seiten eingebaut waren. Bezüglich der Nesthöhe zeigen die Kartierungen, in Berlin wie in Hamburg, dass die Mehlschwalben dazu neigen, die Nester oberhalb der Gebäudemitte anzulegen (WITT 2011).

Abb. 1: Nesthöhe der Mehlschwalbe in Hamburg im Vergleich mit einer Untersuchung 1971 (Otto 1974) – Prozentuale Anteile der Höhenklassen

Als ehemalige Felswandbrüter sind Mehlschwalben in menschlichen Siedlungen auf „Kunstfelsen“, also Gebäude angewiesen. Höhe und Art der Gebäude sowie Exposition der Nestwand scheinen nicht so wichtig zu sein, wenn nur andere entscheidende Habitatansprüche erfüllt werden. Dazu gehören: Die Möglichkeit des freien Anflugs, eine nicht zu glatte Nistwand, ein Dachüberstand (nach OTTO 1974 optimal 30-50 cm), möglichst durch Balken gegliedert, verfügbares Nistmaterial in der Nähe mit einem Gewässer in nicht zu großer Entfernung. In Hamburg wurde auch schon die Nutzung von Schlamm aus Regenrinnen beobachtet. Bei der Nistplatzauswahl scheinen Mehlschwalben nach neueren Beobachtungen in Mecklenburg-Vorpommern (DONNER & NEUMANN 2015) über eine große ökologische Bandbreite zu verfügen. Dort wurden Nester u.a. in Lampen, Montagelöchern, hinter Wandverkleidungen und in großen Innenräumen festgestellt.

4 Zusammenfassung

Ergebnisse der Mehlschwalbenerfassung 2011 -2013 (von R. Mulsow & D. Schlorf, Hamburger avifaun. Beitr. 43: 58-71, 2019).

In den Jahren 2011 – 2013 wurde versucht, den Gesamtbrutbestand der Mehlschwalbe (Delichon urbicum) in Hamburg zu erfassen. Von 31 Mitgliedern des Arbeitskreises Vogelschutzwarte Hamburg konnten 92,3 % des 755 km² großen Stadtgebietes kartiert werden. Neben der Feststellung der Anzahl besetzter Nester, sollten Fragen zur Nestexposition, Nesthöhe, Höhe der besetzten Gebäude und zum Gebäudetyp beantwortet werden.

Von Mehlschwalben besiedelt waren 157 km² (= 22,7 %), in denen 2.184 Nester erfasst wurden. Die größten Kolonien bestanden aus 74 – 125 Brutpaaren. Bei der Nestexposition ergab sich, ähnlich wie schon 1971 (Otto 1974), eine geringe Bevorzugung der Nord- und Ostseiten.

Die meisten Neststandorte (56,1 %) wurden in 2 – 8 m Höhe (meist Einzelhäuser) registriert; 33,2 % in der Höhe von 10 – 13 m (Wohnblocks u.a.). Insbesondere zweigeschossige Gebäude wurden für Nestanlagen genutzt. Besonders häufig besiedelte Gebäudetypen waren Bauernhöfe, Lagerhallen, Einzelhäuser und Wohnblocks.

Als Fördermaßnahmen waren 110 Kunstnester angebracht worden; die meisten im zweiten Stockwerk. An 12 Gebäuden hatte man Kotfangbretter installiert; bei einem Restaurant waren Schlammpfützen angelegt worden. Die häufigste negative Maßnahme ist das Entfernen alter oder neuer Nester. In einer größeren Kolonie waren die Schwalben durch Netze entlang der Dachüberstände „ausgesperrt“ worden.

Der Gesamtbestand hat gegenüber der ersten flächendeckenden Atlaskartierung (1997-2000) um 8,3 % zugenommen. Abnahmen überwiegen auf der Geest, während es in Elbnähe oft Zuwächse gab, besonders in der Osthälfte. Auch in Berlin hatte man regional unterschiedliche Tendenzen gefunden. 2012 wurde dort allerdings ein deutlicher Rückgang gegenüber 1997 um 55 % ermittelt. Die Kartierungen in Berlin und Hamburg ergaben, dass die Nester oft oberhalb der Gebäudemitte angelegt werden.

Wichtige Habitatansprüche der Mehlschwalbe sind: freier Anflug, nicht zu glatte Wände, ein Dachüberstand und ein Gewässer mit verfügbarem Nistmaterial in der Nähe. Bezüglich der Nistplatzwahl verfügt die Art über eine große ökologische Bandbreite; Nester wurden u.a. in Lampen, Montagelöchern, hinter Wandverkleidungen und in großen Innenräumen festgestellt.

5 Summary

Results of a House Martin count in Hamburg 2011 -2013 (by R. Mulsow & D. Schlorf, Hamburger avifaun. Beitr. 44: 58-71, 2019).

In the years 2011-2013 we tried to census the total breeding population of the House Martin (Delichon urbicum) in Hamburg. So 92.3 % of the area (=755km²) were mapped by 31 members of the „Arbeitskreis Vogelschutzwarte Hamburg“. Besides the number of occupied nests the following questions should be answered: Direction nest faces, height of nest, height and the kind of occupied building?

There were found 2,184 occupied nests in 157 km² (= 22.7 %). The biggest colonies consist of 74 – 125 breeding pairs. The favoured direction faced by the nest was, similar to 1971 (Otto 1974) to the North and East. Most of the nest sites (56,1 %) were found at a height of 6-8 m (detached houses), but 33.2 % in 10-13 m (blocks of flats), especially two storey buildings were used. The most settled buildings were farm houses, ware houses, detached houses and blocks of flats. Settlement was substituted by 110 artificial nests, most of them set up at the second floor. At twelve buildings boards were installed to catch the birds excrements. The owner of a restaurant had set up mud puddles for swallows. On the other side many old and new nests were removed or destroyed and within one bigger colony the possibility of nesting was excluded by installation of nets under the roof.

Compared to the results of the atlas mapping of 1997-2000 the population of House Martins increased by 8.3 %. Declines often were found in the sandy heathland, increase of population near the river Elbe, especially in the eastern part of the area. Opposite trends in different regions were also observed in Berlin, but there was a distinct decline (55 %) according to a census in 2011/2012 compared to another one in 1997. The swallow nests are often set up above the buildings middle height as the mappings showed in Berlin and Hamburg.

The most important elements of the House Martin habitat are: free approach to the nest, the walls not too smooth, a roof shelter and wetlands nearby with available nest material. The House Martin has a wide ecological belt in choosing nest places. Nests had been found in lamps, construction holes in buildings, behind wall brackets and within big interiors.

Literatur

Mitschke, A. & Baumung, S. (2001): Brutvogel-Atlas Hamburg. – Hamburger avifaun. Beitr. 31: 1–344.

Donner, K. J. & J. Neumann (2015): Zum Nisten der Mehlschwalbe Delichon urbicum in Mecklenburg-Vorpommern. Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 48: 198-207.

Harms, W. (1967): Mehlschwalbenbrut (Delichon urbica) am Hochhaus. Vogel und Heimat 16: 91-92.

Lenz, M., Hindemith, J. & B. Krüger (1972): Zum Brutvorkommen der Mehlschwalbe (Delichon urbica) in West-Berlin 1969 und 1971. Vogelwelt 93: 161-180.

Otto, D.J. (1974): Untersuchungen über Biotopansprüche der Mehlschwalbe (Delichon urbica) in Hamburg. Hamb. Avifaun. Beitr. 12: 161-84.

Witt, K. (1999): Neststandorte und Brutbestand der Mehlschwalbe (Delichon urbica) in Berlin 1995-1997. Berl. Ornithol. Ber. 9: 3-36.

Witt, K. (2011): Status der Mehlschwalbe (Delichon urbica) in Berlin 2010/2011. Berl. Ornithol. Ber. 21: 51-58.

Anschriften der Verfasser: 

       Dr. Ronald Mulsow

        Auf der Heide 55

        22393 Hamburg

        ronald@mulsow.org

        Dr. Detlef Schlorf

        Grelckstraße 8c

        22529 Hamburg

        detlefschlorf2@aol.de

Mehlschwalbe – Jahresrhythmus

Mehlschwalbe                             (Delichon urbica)

 
 

JAHRESRHYTHMUS

Datengrundlage: Beobachtungen der Mitglieder des Arbeitskreises Vogelschutzwarte Hamburg seit 1949, Meldungen im online-Portal ornitho.de seit 2011 und Nestkarten der ehemaligen Beringer D. FLÜGGE (†)- 55, K. GÄRTNER – 2 und P. RUTHKE (†) – 40. Statistische Berechnungen erfolgten mit dem „R“-Programm, Version 2.15.2 (2012).

Heimzug

Mehlschwalben gehören zu den tagaktiven Langstreckenziehern; der Wegzug erfolgt von August bis Oktober in mehreren Schüben in Richtung SSW (Ringfunde: 1 x Niederlande, 1 x Schweiz, 1 x Frankreich). Nach Ringfunden überwintern sie vor allem im Bereich Kamerun, Kongo und Sambia, wenige
Individuen, aber in zunehmender Zahl, auch schon im Mittelmeerraum (Bairlein et al. 2014). Der Heimzug ist unauffälliger als der Wegzug und beginnt im März. Maximum und Durchzugsmedian liegen in der 29. Pentade (21.05.-25.05.; Abb. 1); der Durchzug endet ca. Anfang Juni. Im Berichtsgebiet kamen die ersten Mehlschwalben früher in der zweiten Aprilhälfte, heute überwiegend in der ersten Aprilhälfte an, ausnahmsweise Ende März / Anfang April . Die bisher früheste Beobachtung war am 26.03.2010, Haseldorf/PI (ICHM).

Angaben zur Ankunft aus der älteren Literatur:

In Schleswig-Holstein nach Rohweder (1875) „Anfang Mai“; nach Beckmann (1964) „meist Anfang Mai, in milden Jahren auch schon früher, im April“.

In Niedersachsen „erscheinen die ersten ab Anfang April, im Mittel zwischen 15. April und 5. Mai“ (Zang in Zang & Heckenroth 2001).

 
 

Raum Hamburg:

Zeitraum           Mittelwert/Median    Spanne        Autor

1876-1879,1881    01.05./06.05.        15.04.-18.05.    Böckmann in Krohn, 1924

„aus 12 Daten“      01.05.                                               Dietrich, 1928

1921-1936          25.04./24.04.        13.04.-05.05.         Hennings, 1937

1949-1957          23.04./23.04.        15.04.-01.05.         Bruns, 1961

Alle Arbeitskreisdaten aus neuerer Zeit ergeben folgende Ankunftstermine:

        Erstbeobachtung        Zweitbeobachtung    Ankunft 20. Ind.

Zeitraum    Median/Spanne        Median/Spanne    Median/Spanne

1) 1965-1976; 1985-1995  

18.04. (05.04.-26.04.)        20.04. (05.04.-27.04.)     03.05.(22.04.-08.06.)

2) 1996-2018    08.04. (06.03.-19.04.)        10.04. (01.04.-19.04.) 22.04.(10.04.-1.05.)

3) 1965-1976; 1985-2018   

 15.04. (06.03.-26.04).        15.04. (01.04.-27.04.)    29.04. (10.04.-10.06.)

Verfrühungen (n=46):

Erstbeobachtung:    -0,37836*** Tage/Jahr (R2=0,45; p<0,001) = -17,4 Tage

Zweitbeobachtung   -0,29602*** Tage/Jahr (R2=0,44; p<0.001) = -13,6 Tage

20. Individuum:        -0,53365*** Tage/Jahr (R2=0,47; p<0,001) = -24,6 Tage

Letztbeobachtungen:

1) 06.10. (19.09.-30.10.)

2) 11.10. (28.09.-12.11.)

3) 09.10. (19.09.-12.11.)

Zur Ankunft in den letzten Jahrzehnten stehen ausreichende Beobachtungsmeldungen zur Verfügung aus den Jahren 1965-1976 und 1985-2018. Median der Erstbeobachtungen aus diesen 46 Jahren ist der 15.04. (06.03.-26.04.). Mehlschwalben kommen danach etwa zwei Wochen später im Brutgebiet an als Rauchschwalben. Die Ankunft der gesamten Brutpopulation kann sich aber noch über mindestens 4 Wochen hinziehen (Menzel 1996). Das 20. Individuum kehrte im Mittel am 29.04. (10.04.-10.06.) in das Hamburger Berichtsgebiet zurück. Die Ankunft der ersten Mehlschwalben verfrühte sich im genannten Zeitraum (hochsignifikant) um 17,4 Tage, die des 20. Individuums um 24,6 Tage (Abb. 2). Zwischen den drei Ankunftsreihen besteht eine hochsignifikante Korrelation. In Berlin ist der Erstbeobachtungsmedian der 14.04. (23.03.-29.04), die Verfrühung betrug (1965-1976,1985-2018) lediglich 7,5 Tage (schwach signifikant).
Im sächsischen Voigtland wurde eine Verfrühung der Erstankunft um 27,4 Tage (1967-2016) festgestellt (Friedel & Ernst, 2017).

Der Heimzug hält an bis ca. Mitte Juni. Ein erstes Maximum in der 28. Pentade (16.05.-20.05.) entsteht vermutlich durch die Verstärkung der inzwischen angekommenen Brutpopulation durch nordische Durchzügler s. Abb.3. Der herbstliche Wegzug markiert dann den zweiten höheren Gipfel in der 49. Pentade (29.08.-02.09.).


Abb. 1: Mehlschwalbe – Heimzug im Raum Hamburg (1949-2018)


Abb. 2: Mehlschwalbe – Erstbeobachtung und Ankunft 20. Individuum im Raum Hamburg (1965 1976; 1985-2018)

 
 


Abb. 3: Mehlschwalbe – Jahreszeitliches Auftreten im Raum Hamburg (1949-2018)

Brut

Revier: Höchste Individuenzahlen werden in der zweiten Maihälfte gemeldet; dann ist die Brutpopulation zurückgekehrt, während zusätzlich auch noch nordische Durchzügler registriert werden. Das Maximum wird in der 28. Pentade (16.05.-20.05.) erreicht (Abb. 3).

Mehrjährige Vögel kehren als erste in das Brutgebiet zurück, einjährige oft 1-2 Wochen später (Rheinwald et al 1976). Die Ankunft in Kolonien der Stadtmitte (Südufer Binnenalster) erfolgt später als im Umland (Eggers 1974); dies wurde auch in Magdeburg beobachtet (2-3 Wochen n. Briesemeister 1973). Unmittelbar nach der Ankunft erfolgen Paarbildung und Nestbau bzw. werden alte Nester erneut besetzt. Wiederfänge nach 1-2 Jahren an den Beringungsstationen „Bunthausspitze“ und „Die Reit“ sprechen für Geburtsorttreue; diese soll bei Männchen stärker ausgeprägt sein als bei Weibchen (Hund & Prinzinger 1979). Nach Rheinwald & Gutscher (1969) zeigen 46,4 % der Überlebenden eine Kolonietreue.

Nest: Als ursprüngliche Felsbrüter (auch heute werden noch steile Felsen in den Alpen und z.B. das Kliff auf den Inseln Rügen und Mön besiedelt (Hald-Mortensen,1972). Beobachtungen zum Nestbau wurden von Ende April bis Ende Juli gemeldet; das früheste Datum war der 24.04.1966, Wohldorf (G. Volkmann). Die späteste Nestbaubeobachtung erfolgte am 29.07.1988, Nincoper Moor (A. Mitschke). Das Maximum fällt in die 27. Pentade (11.05.-15.05.), der Median in die 29. Pentade (21.05.-25.05.), Abb. 5. Ein zweiter kleinerer Gipfel in der 34. Pentade (15.06-19.06.) entsteht evtl. durch Ersatzbruten oder einjährige Vögel, die in der Regel deutlich später ankommen als ältere Mehlschwalben.

Im Raum Hamburg sind die bevorzugten Nisthabitate (n=5.717) Dörfliche Siedlung-21,9 %, Industriegebiete-13,8 %, Einzelhöfe-13,8 %, Großstadtkern-12,8 %; s. Tab. 1. Als Neststandort (n=495) wurden vor allem diese Gebäudetypen gewählt: Bauernhof-17,6 %, Lagerhalle-17,5 %, Wohnblock-17,4 %, Einzelhaus-16,8% nach einer Erfassung 2011-2013 (Mulsow 2019), s. Tab. 2.

Bezüglich der Ausrichtung der Nester scheinen die Ergebnisse 2011 bis 2013 eine geringe Bevorzugung der Nord- und Ostseiten gegenüber der Süd-und Westseite als „Wetterseite“ anzudeuten (Tab. 3). Dies ist aber schwierig objektiv zu beurteilen, da die Ausrichtung der besiedelten Gebäude nicht mitkartiert wurde. Gegenüber entsprechenden Untersuchungen 1971 (Otto 1974) zeigen sich allerdings kaum Unterschiede.

Tab. 1: Ausrichtung der Mehlschwalben-Nester in Hamburg im Vergleich mit einer Untersuchung 1971 (Otto 1974) – Prozentuale Anteile der Himmelsrichtungen

Himmelsrichtung                                                                                2011-2013        1971

[n=1.306]        (n=1.584)

N    19,2        22,2

O    25,4        19,6

S    18,9        12,1

W    17,2        14,9

NO     5,4        14,0

SO     6,7         4,2

SW        2,8    6,1

N – SO    56,7    60

S – NW    43,3    40

Wichtiger als die Himmelsrichtung ist eine geeignete Überdachung (Regenschutz). Der meistgewählte Dachüberstand hatte eine Länge zwischen 0,3-1 m (Otto 1974) bei einem Überstandswinkel von 45-80°. Wichtig sind freie Anflugmöglichkeiten. Als Neststandort bevorzugt werden senkechte, vegetationsfreie, raue Wände (in Hamburg Ziegel oder Klinker = 65 %, Otto 1974) in menschlichen Siedlungen – im Gegensatz zur Rauchschwalbe auch in Großstadtzentren – sofern größere Gewässer in der Nähe sind. Diese sollten möglichst 200 m, höchstens aber 500 m entfernt sein. Dort finden Mehlschwalben fliegende Insekten und Nistmaterial (Kleie, Lehm, Sand u.a., in Hamburg wurde auch schon die Nutzung von Schlamm aus Regenrinnen beobachtet). Kolonien in größerer Entfernung waren seltener und kleiner (Lind 1960, Lenz et al. 1972, Witt & Lenz 1982).
Besiedelt werden alle Gebäude, vom Einzelhaus bis zum Hochhaus und Industriebetrieb, oft werden mehrstöckige Häuser bevorzugt (Otto 1974), unter einem meist 30-50 cm großen Dachüberstand in einem Winkel von 60-90 ° (nicht unter 45 °). Bevorzugt werden auch windgeschützte Lagen (Fally 1987) sowie warme und trockene Flächen (Lenz et al. 1972). Mehr als andere Schwalben nutzt die Art auch das Luftplankton höherer Luftschichten. Sie ist nicht wie die Rauchschwalbe von der Viehhaltung abhängig. Eine auffällige Besiedlung von Neubaugebieten, wie in anderen Städten (59% in Berlin, Lenz et al. 1972; Magdeburg u.a.) hat in Hamburg bis jetzt kaum stattgefunden. Laut einer Umfrage in England (n= ca. 10.000) besiedelten Mehlschwalben vor allem alte Gebäude (vor 1919 gebaut) und solche in ländlichen Gebieten ((Wotton, S.R. et al. 2002).

Für die Fertigstellung des Nestes werden etwa 1.000 Schnabelladungen und im Durchschnitt 10,4 Tage (8-18) benötigt (Lind 1960). Paare, die ein neues Nest anlegen müssen, haben ein durchschnittlich kleineres Gelege (Menzel 1996). Allein deshalb empfiehlt sich das Anbringen von Kunstnestern.

Nesthöhe: 56,1 % aller Neststandorte wurden im Bereich zwischen 2 und 8 m Höhe registriert. Zu berücksichtigen ist dabei, dass allein 40 % der besiedelten Gebäude Einzelhäuser und Bauernhöfe waren. Die Tatsache, dass 33,2 % der Nester in einer Höhe von 10 bis 13 m liegen, zeigt, dass bei höheren Gebäudearten (Wohnblocks u.a.) auch eine größere Nesthöhe bevorzugt werden kann. Wie Abb. 4 zeigt, wurde dies auch schon bei der Auswertung von 1971 deutlich. Eine Brut am Hochhaus (30 m, 9 Geschosse) ist aus Hamburg-Harburg (Harms 1967) bekannt. In Berlin wurden Nester noch an 21 geschossigen Hochhäusern beobachtet (Witt 2011). Die Kartierungen zeigen, in Berlin wie in Hamburg, dass die Mehlschwalben dazu neigen, die Nester oberhalb der Gebäudemitte anzulegen.


Abb. 4: Mehlschwalbe – Nesthöhen im Raum Hamburg


Abb. 5: Mehlschwalbe – Brutaktivitäten im Raum Hamburg (1949-2018).

Gelege: Ende Mai wird ein erster kleiner Gipfel für Meldungen brütender Mehlschwalben deutlich (Abb. 5); das Maximum wird in der 34. Pentade (15.06.-19.06., Median = 20.06.) erreicht. Mehrjährige Individuen legen früher als zweijährige und und die früher als einjährige. Wenn keine Verzögerungen bei Nestbau und Eiablage durch Schlechtwetterperioden eintreten, wird in der Regel eine zweite Brut etwa ab Mitte Juli durchgeführt. Brütende Mehlschwalben wurden im Raum Hamburg von Anfang Mai bis Mitte September gemeldet. Die früheste Beobachtung datiert auf den 05.05.1963, Wedel/PI (G. Volkmann), die späteste auf den 15.09.1971, Reinbek/OD (V. Moritz). Nach vorliegenden Nestkarten ist der Median des Legebeginns M 57 = 16.06.; die Spanne reicht vom 16.05.1978, Wilhelmsburg / Bunthausspitze (D. Flügge) bis zum 09.08.1976, Wilhelmsburg – Bunthausspitze (Flügge). Median bei Dresden 19.6. (Creutz 1952). Vollgelege wurden ermittelt vom 20.05. bis 12.08. mit einem Median M 61 = 17.06. Die vorgefundene Gelegegröße nach 62 Nestkarten und drei Meldungen betrug im Mittel 4,1 Eier; Verteilung:

Tab. 2: Anzahl der Eier/Nest

1    2      3      4     5     6    7    8    Anzahl Eier

1    1    12    31    18    1    1    1    Anzahl Nester

Vollgelege bestehen in der Regel aus 3-6 Eiern; bei 8er Gelegen haben wahrscheinlich zwei Weibchen zusammengelegt. Vergleichsdaten zur mittleren Gelegegröße: NRW 4,17, Rheinwald 1979; Oberlausitz 3,9, Menzel 1996, Dänemark 4,08-Erstbrut; 3,36- Zweitbrut, Möller 1974. In NRW folgten auf 100 Erstbruten im Mittel 76,4 Zweitbruten; Median der Erstbrut = 05.06., der Zweitbrut= 25.07., Rheinwald 1979. Nur die Größe der Erstgelege korreliert nach Bryant (1975) mit der Insektenhäufigkeit.

Zur Eigröße im Raum Hamburg gibt Dietrich (1928) an M 9 = 18,2 x 13,3. ; nach Groebbels & Möbert (1929) M 2 = 18,9 x 13,7; nach Krohn (1924) 19,3 x 13,3mm.

Nestlinge: Die Brutdauer bei Mehlschwalben, beide Geschlechter brüten, beträgt 14-16, bei Schlechtwetterlagen bis 21 Tage (Bryant 1975, Glutz von Blotzheim 1985).Der Schlupf erfolgt im Mittel innerhalb von 26 Stunden. Im Raum Hamburg wurde nach 58 Nestkarten frühestes Schlüpfen am 03.06. , spätester Schlupf am 26.08. festgestellt, der Median fällt auf den 01.07. Jungvögel der 2. Brut schlüpften nach dem 13.07. Ein Nest mit nichtflüggen Jungvögeln wurde jedoch schon am 22.05.1986, Volksdorf, (Volkmann) gemeldet und das letzte am 30.09.2011, Niedergeorgswerder (Rupnow). Eine extreme Spätbrut gab es 1971; am 07.10. wurden noch zwei Nestlinge gefüttert (Bruster). Nach 929 Nestlingsmeldungen liegt der Median ebenfalls in der 37. Pentade (30.06.-04.07.).Die Dauer der Nestlingszeit beträgt nach Rheinwald (1979) 26,2 +/- 1,9 Tage (23-30).

In 85 registrierten Nestern schlüpften im Mittel 3,7 Pulli. In Hamburg-Wilhelmsburg wurden in 55 Nestern von 1972-1978 durchschnittlich 3,4 Jungvögel/Nest beringt (Flügge ).

Tab. 3: Anzahl der Jungvögel/Nest

    1          2          3          4          5    Anzahl Jungvögel

    9        13        38        53         25    Anzahl Nester

  1,9     5,4      23,4        43,6        25,7     %

In den Nestern wurden 4 tote Jungvögel und 4 taube Eier gefunden. Zum Bruterfolg liegen keine Daten aus Hamburg vor; normal beträgt er 70-85 % (Löhrl 1971, Rheinwald 1979); bei mehrtägigem Schlechtwetter kann es zu Totalausfällen kommen. Allgemein sinkt die Überlebenschance der Nestlinge stark mit zunehmendem Geburtsdatum (Hund & Prinzinger 1979). Ob eine Zweitbrut stattfindet, darüber entscheidet das Futterangebot im Juli.

Flügge Jungvögel: Ausgeflogene Jungvögel wurden von Mitte Juni bis Mitte Oktober gemeldet; die früheste Beobachtung war am 18.06.1992, 2 Ind., Langenhorn (K.-H. Bruster), die späteste am 19.10.2000, 1 Ind., Duvenstedter Brook (K. Wesolowski); Median aller Meldungen ist die 46. Pentade (14.08.-18.08.). Das Ausfliegen erfolgt zwischen dem 24. Und 32. Lebenstag. In NRW waren es im Mittel 3,3 Jungvögel/1. Brut und 2,5 Jungvögel/2. Brut. Der Bruterfolg, hier die Ausfliegezahlen, ist bei zwei- und dreijährigen Individuen am höchsten, danach sinkt er wieder (Rheinwald 1979). Er beträgt n. Balat (1974) durchschnittlich 75,4 % (n=197); größere Verluste ergeben sich meist durch ausgeprägte Schlechtwetterlagen.

Wegzug

Kontrollen beringter Mehlschwalben geben Hinweise darauf, dass nach dem Selbständigwerden der Jungen oft Zwischenzugbewegungen erfolgen, z.T. an Orte, die im folgenden Jahr zum Brutplatz werden können (Hund & Prinzinger 1981, Stremke 1980). Der Wegzug erfolgt von Anfang August bis Ende Oktober in SSW-Richtung. Einzelne Nachzügler werden bis Anfang November beobachtet. Das Durchzugsmaximum im September hat sich seit 2000 (nach Zufallsdaten) um zwei Pentaden verfrüht; in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts lag das Maximum in der 53. Pentade (18.09.-22.09.), von 2000-2018 wurde der Gipfel schon in der 50. Pentade ermittelt (s. Abb. 6). Diese Verfrühung entspricht ungefähr der Ankunftsverfrühung beim Heimzug. Auch in Holland haben sich Maximum und Median beim Wegzug (1978-2003) um ca. 15 Tage verfrüht (Lensink et al, 2013). Im Laufe des September beginnt im Sahel die Trockenzeit ; früheres Eintreffen dort hat also Vorteile für Transsaharazieher (Fiedler 2017). Auch neuere Auswertungen von Helgoländer Wegzugdaten bestätigen den Trend der Verspätungen bei Kurzstreckenziehern während Langstreckenzieher eher zu Verfrühungen tendieren (Haest et al. 2019). Hier wurde bei 10 Arten auch der Einfluss des Wetters untersucht; nach Modellanalysen werden 80 % der Datenvariabilität durch Wetterfaktoren erklärt. Während die innereuropäischen Zugvogelarten „auf den günstigsten Wind warten“ scheint bei den Transsaharaziehern steigende Temperaturen und abnehmende Niederschläge entscheidend zu sein für den „Verfrühungstrend“ in den letzten 55 Jahren.- Aktuelle Tagesmaxima im Hamburger Berichtsgebiet im Herbst sind niedriger als in früheren Jahren:

17.09.1994    800 Ind.

08.09.2008    582 Ind.

01.09.2013    378 Ind.

06.09.2018    500 Ind.

Hauptzugrichtungen beim Wegzug im Hamburger Raum sind nach Meldungen aus 60 Jahren: Süd – 61,8 %; Südost . 21,9 %, Südwest – 11,8 %, West – 4,2 %, Nordwest – 0,3 %.

Das entspricht auch den Angaben in den Zugvogelatlanten bei Zink (1975) und Bairlein et al. (2014). Da dort kaum Ringfunde von der Iberischen Halbinsel gemeldet werden, geht man von einem Breitfrontzug über das Mittelmeer aus. Da von der nordafrikanischen Küste keine Herbstfunde (im Gegensatz zum Frühjahr) vorliegen, könnte es sein, dass die Schwalben gleich über die Sahara weiterziehen.

Die letzten Mehlschwalben werden im Berichtsgebiet gegen Ende Oktober beobachtet, ausnahmsweise auch noch im November. Der Median der Letztbeobachtungen im Zeitraum 1965-1976 und 1985-2018 fällt auf den 9.10. (18.09.-21.11.). Eine Verspätung von 2,6 Tagen über 46 Jahre ist statistisch nicht signifikant. In Mitteleuropa sind n. Glutz v. Blotzheim(1985) Extremdaten bis Mitte November möglich.

Der Beobachtungszeitraum im Berichtsgebiet hat sich in den Jahre 1965-1976 und 1985-2018 um 0,4358** Tage/Jahr, also um 20 Tage (Heimzugverfrühung = 17,4 und Wegzugverspätung 2,6 Tage) in den 46 Jahren signifikant verlängert. Im Durchschnitt können Mehlschwalben in Hamburg 182 Tage +/- 16 Tage (152-215) beobachtet werden. In Berlin hat sich der Beobachtungszeitraum in derselben Zeit um 4,3 Tage verkürzt; es sind durchschnittlich 177 Tage +/- 14 Tage (156-228, s. Abb. 8). Die Verweildauer von Individuen im Brutgebiet ist mit 20-25 Wochen, trotz großer Zugstrecken, relativ lang (Glutz v. Blotzheim 1985).

Abkürzungen:

ICHM = Integriertes Centrum Haseldorfer Marsch

 
 


Abb. 6, Mehlschwalbe – Wegzug im Raum Hamburg nach Zufallsdaten


Abb. 7: Mehlschwalbe – Letztbeobachtungen im Raum Hamburg


Abb. 8: Mehlschwalbe – Beobachtungszeitraum in Berlin und Hamburg

(1965-1976; 1985-2018)

 
 

Literatur

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Zink, G. (1975): Der Zug europäischer Singvögel. Vogelwarte Radolfzell, 2. Lieferung.

Ronald Mulsow; September 2019

Rauchschwalbe (Hirundo rustica) – Jahresrhythmus

Datengrundlage: Beobachtungen der Mitglieder des Arbeitskreises Vogelschutzwarte Hamburg seit 1948, Meldungen im online-Portal ornitho.de seit 2011 und Nestkarten der ehemaligen Beringer H. Alpheis (2), D. Flügge (9), K. Gärtner (9), D. Gruner (5 () und P. Ruthke (14) sowie der Mitarbeiter S. Heer (10), C. Mühlenfeld (1) und W. von Hahn (4). Statistische Berechnungen erfolgten mit dem „R“-Programm, Version 2.15.2 (2012).

Heimzug

Rauchschwalben gehören zu den tagaktiven Langstreckenziehern; nach dem Wegzug in Richtung SSW und Überwinterung südlich der Sahara bis Südafrika kehren sie aus mehr südlicher Richtung nach Mitteleuropa zurück. Im Frühjahr findet also auch bei dieser Art ein Schleifenzug, entgegen dem Uhrzeigersinn, statt (Bairlein et al. 2014). In letzter Zeit finden Überwinterungen anscheinend auch mehr in Südspanien statt (Pimm 1970). Der Heimzug verläuft unauffälliger als der Wegzug und beginnt Ende März, s. Abb. 1. Maximum und Durchzugsmedian liegen in der 25. Pentade (01.-05.05.); der Durchzug vermutlich nordeuropäischer Populationen hält an bis gegen Ende Mai. Maximal wurden 300 Ind. am 29.04.2004, Öjendorfer See (Schmid) beobachtet. Hauptzugrichtungen waren im Frühjahr Ost (57,6 %), Nordost (25,5 %) und Nord (16,9 %). Die Ankunft im Berichtsgebiet erfolgt je nach Witterung Ende März/Anfang April bis Ende April. Die bisher früheste Erstbeobachtung (nach Daten des Arbeitskreises Vogelschutzwarte Hamburg) wurde am 08.03.2009 von der Hetlinger Schanze/PI (S. Hinrichs) gemeldet. In der Regel erfolgt die Erstankunft nach Kältewintern in den ersten Apriltagen, nach Normalwintern vermehrt in der zweiten Märzhälfte (Mulsow & Schlorf 2009). Erstankömmlinge sind meistens Männchen (Muff 1977).

Angaben zur Ankunft aus der älteren Literatur:

In Schleswig-Holstein nach Rohweder (1875) „zweite Hälfte April“; nach Beckmann (1964) „Ankunft Mitte April“.

In Niedersachsen „erscheinen die ersten ab Ende März, im Mittel
zwischen 29. März und 21. April“ (Zang in Zang & Heckenroth, 2001).

Raum Hamburg:

Zeitraum    Mittelwert/Median     Spanne             Autor

1876, 1881-1884    15.04./14.04.    09.04.-20.04.    Böckmann in Krohn, 1924

aus 29 Jahren                      21.04.    02.04. – ?(1916)    Dietrich, 1928

1920-1936               14.04./12.04.    02.04.-24.04.    Hennings, 1937

1948-1957              04.04./04.04.    28.03.-13.04.    Bruns, 1961

Zur Ankunft in neuerer Zeit stehen ausreichende Beobachtungsmeldungen zur Verfügung aus den Jahren 1960-1976 und 1984-2016. Median der Erstbeobachtungen aus diesen 50 Jahren ist der 29.03. (08.03.-13.04.). Das 20. Individuum kehrte im Mittel am 09.04. (27.03.-04.05.) in das Hamburger Berichtsgebiet zurück. Im genannten Zeitraum verfrühte sich nach der Regressionsanalyse die Ankunft der ersten Schwalben hochsignifikant um 11
Tage, die des 20. Individuums sogar um 18 Tage, s. Abb. 2. Zwischen den beiden Ankunftsreihen besteht eine hochsignifikante Korrelation (Spearman-Rangkorrelation). Im sächsischen Vogtland wurde eine Verfrühung der Erstankunft um 11,8 Tage (1967 – 2016) festgestellt (Friedel, W. & S. Ernst 2017, im Druck). Die mittlere Erstankunft war dort in 50 Jahren der 02.04. (18.03.-15.04.).

Abb. 1: Rauchschwalbe – Heimzugbeobachtungen im Raum Hamburg (1948-2016)

Abb. 2: Rauchschwalbe – Erstbeobachtung und Ankunft des 20. Individuums

Ankunftsdaten für verschiedene Zeiträume:

                       

                         Erstbeobachtung    Zweitbeobachtung    Ankunft 20. Indiv.

Zeitraum     Median/Spanne       Median/Spanne              Median/Spanne

1. 1960-1976;

1984-1991    02.04./15.03.-13.04.    04.04./15.03.-18.04.    16.04./02.04.-04.05.

2. 1992-2016    26.03./08.03.-07.04.    27.03./13.03.- 07.04.    04.04./27.03.-18.04.

3)    1960-1976;

1984-2016    29.03./08.03.-13.04.    31.03./13.03.-13.04.    09.04./27.03.-04.05.

Verfrühungen (n=50):

Erstbeobachtung:         -0,2191*** Tage/Jahr (R²=0,24; p<0,001) =    11 Tage

Zweitbeobachtung:    -0,23679*** Tage/Jahr (R²=0,29; p<0,001) =    11,8 Tage

20. Individuum:            -0,35904*** Tage/Jahr (R²=0,58; p<0,001) =    18 Tage

In Berlin betrug die Verfrühung lediglich 9,4 Tage (1965-2016), nach Daten der Berliner ornithologischen Arbeitsgemeinschaft; Median der Erstbeobachtung: 02.04. (19.03.-23.04.).

Die Ankunft der Brutpopulation ist Ende April abgeschlossen; zusammen mit Durchzüglern ergibt sich hier das Maximum der Individuenzahl im Frühjahr, Abb. 3. Der zweite Gipfel Mitte September wird durch die hohen Zahlen der Herbst-Durchzügler bestimmt.

Abb. 3: Rauchschwalbe – Jahreszeitliches Auftreten im Raum Hamburg

Abb. 4: Rauchschwalbe – Gesangsaktivität im Raum Hamburg (1949 – 2016)

Brut

Revier: Gesangsaktivität und Revierverhalten erreichen ihren Höhepunkt in der ersten Maihälfte (Abb. 4). Die früheste Gesangsbeobachtung wurde am 10.04.1951, Volksdorfer Wald (G. Volkmann) gemeldet, die späteste am 23.09.1960, Neßsand (G. Japp).

Nest: Erste Nestbaumeldungen gibt es ab 13.04.1967, Altengamme (G. Daum); die beiden Maxima liegen in der ersten und der dritten Maidekade (Abb. 5); die letzte Meldung: 17.07.2011, Duvenstedter Brook (K. Wesolowski). Der Median fällt in die 28. Pentade (16.05.-20.05.). Durch Veränderungen in der Viehhaltung (geschlossene Großställe) entfielen in den letzten Jahren viele Nistmöglichkeiten für Rauchschwalben; trotzdem werden die meisten Bruten immer noch in Viehställen in dörflichen Siedlungen und Einzelhöfen angetroffen (Tab. 1). Ehemalige Brutplätze im Stadtinneren Hamburgs sind inzwischen völlig geräumt. Nur in der Gartenstadt und am Stadtrand, speziell auf Pferdehöfen, gibt es noch Restvorkommen. Verbreitungsschwerpunkt ist weiterhin das Elbtal; Grünland in Gewässernähe mit Viehbesatz ist das Optimalhabitat (Henderson et al. (2007). Vereinzelt werden aber auch Gebäude im Industrie- bzw. Verkehrsgelände besiedelt. Zu ungewöhnlichen Brutplätzen s. Mulsow & Schlorf, 2009. Rauchschwalben zeigen eine ausgeprägte Brutplatztreue; nach Radermacher (1970) blieb ein Paar seinem Nestplatz 6 Jahre treu.

Gelege: Für Meldungen brütender Rauchschwalben ergibt sich ein erster Gipfel Mitte Mai (11.05.-15.05.) hauptsächlich von älteren Individuen, die in der Regel frühzeitig im Brutgebiet ankommen. Ein zweites, höheres Maximum wird vom 10.-24.06. erreicht, vermutlich durch Ersatzgelege, Erstbrüter und jüngere Individuen, die später angekommen sind. Median des Legebeginns der Erstbruten ist M 26 = 28.05. (03.05.-30.06.) nach vorliegenden Nestkarten. Danach wurden Vollgelege ermittelt vom 08.05.-03.07. mit dem Median am 01.06. (n=26). Die Zeitspanne zwischen Ankunft und Legebeginn kann bis 5 Wochen betragen, verkürzt sich aber deutlich bei spät eintreffenden Individuen. Nach den Daten des Arbeitskreises wurden Nester mit Eiern bis in den August, ausnahmsweise im September, gefunden; spätestes Datum: 06.09.1954, Binnenalster (Lauer). Die Gelegegröße betrug durchschnittlich 4,7 Eier, 2×3, 14×4, 25×5, 3×6 und 1×7 Eier (n=45). Der Anteil tauber Eier betrug 2,4 %. Bei größeren Stichproben, nach Brombach (2004) waren es 4,9% (n=5.763). Bezzel (1993) meldet 4,6 Eier pro Erstbrut und 4,4 Eier pro Zweitbrut. Brombach (2004) gibt 4,5 bzw 4,1 Eier an, Drittbrut 4,0. Gelege mit 8 Eiern sind äußerst selten. Bei einem 7er-Gelege (S. Heer, 1988) in einer Garage in der Gartenstadt schlüpften alle 7 Jungvögel und wurden von drei Altvögeln gefüttert, dabei vermutlich zwei Weibchen. Die optimale Gelegegröße ist nach Brombach das 5er-Gelege. Die 4er-Gelege hatten zwar eine geringere Nestlingsmortalität, aber 5er-Gelege erbrachten die meisten geschlechtsreifen Nachkommen als Ergebnis von Schlupferfolg, Nestlingsmortalität und Wiederfunden nach einem Jahr.- Durchschnittliche Eigröße: 19,7×13,7 (Dietrich, 1928); 19,7×13,3 (Groebbels & Möbert (1929); 216 westfälische 19,6×13,7 (Fellenberg in Glutz von Blotzheim & Bauer, 1985). Bei allein brütenden Paaren sind zwei Bruten wohl die Regel; Drittbruten werden sehr selten gemeldet (Radermacher 1970).

Nestlinge: Nester mit nicht flüggen Jungvögeln werden ab Anfang Mai beobachtet; frühestes Datum 08.05.2006, Neuengamme (Mühlenfeld). Der erste Gipfel (Abb. 5) der Meldungen wird vom 10. – 14.06. wohl durch die Erstbruten überwiegend mehrjähriger Schwalben erreicht, da diese in der Regel früh im Brutgebiet eintreffen. Zweitbruten, Bruten der Einjährigen und Ersatzbruten bilden dann den zweiten Gipfel (20.-24.07.); der Median liegt in der 40. Pentade (15.-19.07.). Die späteste Meldung eines Nestes mit nicht flüggen Jungvögeln erfolgte am 23.09.1969, Hummelsbüttel (Ihssen). Nach Nestkarten betrug die durchschnittliche Nestlingszahl M 43 = 4,2 Jungvögel/Brut (3×0, 1×1, 1×2, 3×3, 12×4, 20×5, 2×6, 1×7); Schlupfmedian nach Nestkarten war M 26 = 14.6. (23.05.-07.07.).

Flügge Jungvögel: Frühestens Anfang Juni sind die ersten Rauchschwalben flügge; ein erster kleiner Gipfel zeigt sich in der dritten Monatsdekade (Abb. 5). Die beiden, mit „S“ markierten, Gipfel in der Abb. beruhen auf Beringungen am Schlafplatz, also mit festgestelltem Alter. Naturgemäß fallen sie in die Hauptdurchzugzeit Mitte bis Ende September (Abb. 6). Die kleineren Gipfel in der 35. und 45. Pentade könnten mit den Jungvögeln aus Erst- und Zweitbruten sowie Nachgelegen erklärt werden. Die Überlebensrate bei Rauchschwalben wird nach Robinson et al (2008) und Turner (2009) vor allem durch die Niederschläge in den afrikanischen Überwinterungsgebieten beeinflusst. Der Bruterfolg ist abhängig von der Witterung zur Brutzeit ; die Bestandseinbrüche der letzten Jahre werden auch im Zusammenhang mit der Intensivierung der Landwirtschaft gesehen (Loske, 2008).

Abb. 5: Rauchschwalbe – Brutaktivitäten im Raum Hamburg

Abb. 6: Rauchschwalbe – Meldungen flügger Jungvögel im Raum Hamburg (1948-2016)             S = Beringungen diesjähriger Rauchschwalben am Schlafplatz

Wegzug

Der Wegzug erfolgt von Juli bis Oktober in SSW Richtung; Ringfunde von Nestlingen, die im Berichtsgebiet beringt wurden: Italien1x, Griechenland 1x; außereuropäische Ringfunde mit Bezug zum Berichtsgebiet: Algerien 3x, Kongo 1x, Südafrika 1x, Tunesien 1x; Europa: Belgien 1x, Dänemark 2x, Frankreich 8x, Italien 4x, Spanien 1x, Schweiz 2x. Der nestjung in Belgien beringte Vogel wurde nach 7 Jahren tot in Bargfeld/OD gefunden. Einzelne Nachzügler werden bis Ende November gemeldet; die späteste Letztbeobachtung erfolgte am 27.11.2000, Hahnöfer Sand/STD (A. Mitschke). Die höchsten Wegzugzahlen werden in der zweiten Septemberhälfte erreicht. Ein Tagesmaximum wurde am 15.09.2001 mit 3.243 Ind. am Yachthafen Wedel/PI (Hartmann) gezählt. Während das Maximum des Herbstdurchzugs (Zufallsdaten) früher in die 53. Pentade (18.-22.09.) fiel, tritt es heute in der 54. Pentade (23.-27.09.) auf (Abb. 7). Auch die meisten Jahresmaxima der systematischen Zugplanbeobachtungen in Wedel/PI fallen in die 53./54. Pentade (Mulsow & Schlorf 2009). Als Hauptzugrichtungen werden S und SE angegeben. Während der Wegzugzeit werden Schilfbestände (meist im Elbtal) als Schlafplätze aufgesucht. An Maximalzahlen wurden gemeldet:

12.08.2004    20.000 Ind.    Heuckenlock    (Zours)

12.09.2009    20.000 Ind.    Rhee            (Rupnow)

20.08.1975    10.000 Ind.    Pinnaumündung    (OAG Elmshorn)

18.08.2005    10.000 Ind.     Heuckenlock        (Rupnow)

17.08.1994     8.000     Ind.    Georgswerder    (Rupnow)

23.08.2011     8.000 Ind.    Wedeler Marsch/PI    (Netzler)

Andere Schlafplätze mit kleineren Anzahlen (30-250 Ind.) waren Weidendickung, halboffene Garage und Maisfelder (Mulsow & Schlorf 2009).

Die letzten Rauchschwalben werden im Berichtsgebiet gegen Ende Oktober beobachtet; vereinzelte Nachzügler manchmal noch im November. Der Median der Letztbeobachtungen im Zeitraum 1960-1976 und 1984-2016 fällt auf den 28.10. (22.09.-03.12.). Eine Verspätung von 7,5 Tagen über die 50 Jahre ist statistisch nicht signifikant. Zwischen den Datenreihen der Letztbeobachtungen und der Ankunft des 20. Individuums gibt es eine schwach signifikante negative Korrelation (r= -0,34*, p=0,02). Infolge der genannten Verfrühungen und Verspätungen ergibt sich in Hamburg eine Verlängerung des Beobachtungszeitraumes um 14,9 Tage auf durchschnittlich 216 Tage (173-253).

Abb. 7: Wegzug der Rauchschwalbe im Raum Hamburg (1948-2016)

Literatur:

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Phänologie-AG (Hans-Hermann Geißler, Ronald Mulsow – Hamburg, im Juli 2018)

Abb. 8: Rauchschwalbe, Männchen; Wittmoor, 12.08.2017 (Foto: R. Mulsow)

 

Neuntöter (Lanius collurio) – Jahresrhythmus

Datengrundlage: Beobachtungen der Mitglieder des Arbeitskreises Vogelschutzwarte Hamburg seit 1949, Meldungen im online-Portal ornitho.de seit 2011, Nestkarten der ehemaligen Beringer D. Gruner (1), P. Hinze (66) und P. Ruthke (6). Statistische Berechnungen erfolgten mit dem „R“-Programm, Version 2.15.2 (2012).

Heimzug

Neuntöter gehören zu den wenigen Langstreckenziehern unter den Singvögeln, die über das östliche Mittelmeer ihre Winterquartiere in Ost- und Südafrika erreichen; selbst die westlichsten Populationen nehmen diese Route (Ringfunde von Nestlingen, die bei Bad Oldesloe beringt wurden: Italien 1x, Griechenland 1x, Ägypten 1x). Diese Arten (z. B. auch Klappergrasmücke und Sumpfrohrsänger) kehren daher relativ spät in ihre Brutgebiete in Mitteleuropa zurück. Für Neuntöter ist zudem ein Schleifenzug, entgegen dem Uhrzeigersinn, über die arabische Halbinsel nachgewiesen (Bairlein et al. 2014).

Die Ankunft im Berichtsgebiet erfolgt je nach Witterung Ende April/Anfang Mai; gegen Ende Mai ist in der Regel die gesamte Brutpopulation eingetroffen. Die bisher früheste Erstbeobachtung (nach Daten des Arbeitskreises Vogelschutzwarte Hamburg) wurde am 17.04.1995, Mühlensand (U. Rahr) nach einem Mildwinter gemeldet.

Angaben zur Ankunft in der älteren Literatur: In Schleswig – Holstein nach Rohweder (1875) „anwesend von Anfang Mai bis Ende August“. In Niedersachsen kommt die Art in der ersten Maihälfte an (Zang in Zang et al. 1998); in östlichen Landesteilen 05. – 07.05., in westlichen 13. – 15.05. Ankunft in Hamburg (Bruns 1961) für die Jahre 1949 – 1957: 11.05.; Spanne: 14.04. – 23.05.

Aus neuerer Zeit stehen für eine Auswertung ausreichende Beobachtungsmeldungen zur Verfügung für die Jahre 1966 – 1976 und 1987 – 2016. Der Median für die Erstbeobachtungen in diesen 41 Jahren ist der 02.05. (17.04. – 16.05.). Das 20. Individuum wird dagegen im Mittel erst am 20.05. (06.05.-17.06.) im Raum Hamburg gemeldet. Im genannten Zeitraum verfrühte sich die Ankunft der Erstbeobachtungen nach der Regressionsanalyse hoch signifikant (p < 0,001) um 9 Tage, die des 20. Individuums sogar um 20 Tage. Damit ist erwiesen, dass die Verfrühungen nicht etwa nur die ersten Vögel betreffen, sondern deutlich noch stärker das Gros der Population, s. Abb.1. Die Korrelationen zwischen den Ankunftsreihen sind hoch signifikant. Die Erstbeobachtungsdaten zeigen eine signifikante Korrelation (Spearman-Rangkorrelation) mit den April-Mitteltemperaturen von Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt (r = 0,50**). Dieses Ergebnis entspricht der Zugroute dieses Südostziehers. Im sächsischen Vogtland wurde eine Verfrühung der Erstankunft um 11,2 Tage (1967 – 2016) festgestellt (Friedel, W. & S. Ernst 2017 im Druck). Die mittlere Erstankunft war dort in 50 Jahren der 5.5. (13.04.-18.05.). In Berlin betrug die Verfrühung lediglich 6,6 Tage (1965-2016), nach Daten der Berliner ornithologischen Arbeitsgemeinschaft); Median der Erstbeobachtung: 03.05. (25.04.-15.05.). Mehrere Autoren betonen die Abhängigkeit der Erstankunft von der mittleren Apriltemperatur (Ernst 2013, Münster 1958, Stresemann 1944, Tauchnitz 1968). Die Hamburger Ankunftsdaten zeigen eine hochsignifikante Korrelation mit den April-Mitteltemperaturen von Sachsen (r=0,50***; Spearman-Korrelation); signifikant sind ebenso die Werte für Thüringen (r=0,50**) und Sachsen-Anhalt (r=0,49**). Dieses Ergebnis passt gut zur Zugroute dieses Südostziehers.

Abb. 1: Neuntöter – Erstbeobachtungen und Ankunft des 20. Individuums im Raum Hamburg / 121 = 1. Mai

Ankunftsdaten für verschiedene Zeiträume:

    Erstbeobachtung    Zweitbeobachtung    Ankunft 20. Indiv.

Zeitraum    Median/Spanne    Median/Spanne    Median/Spanne

1. 1966-1976;
1987-1995    06.05./17.04.-16.05.    20.05./30.04.-24.05.    27.05./16.05.-17.06.

2. 1996-2016  01.05./24.04.-11.05.    03.05./26.04.- 12.05.    13.05./06.05.-21.05.

3. 1966-1976;
1987-2014       02.05./17.04.-16.05.    05.05./26.04.-24.05.    20.05./06.05.-17.06.

Verfrühungen (n=41):

Erstbeobachtung:       0,21*** Tage/Jahr (R²=0,28; p<0,001) =    8,8 Tage

Zweitbeobachtung:    0,26*** Tage/Jahr (R²=0,42; p<0,001) =    10,8 Tage

20. Individuum:             0,49*** Tage/Jahr (R²=0,62; p<0,001) =    20,2 Tage

Der Ankunftsort lag in den letzten 20 Jahren 11mal im Ost-, 8mal im Süd- und 1mal im Nordwestteil des Berichtsgebietes, was bei einem „SO-Zieher“ zu erwarten ist. Vom Frühjahrszug wurden nur wenige Beobachtungen dieses Nachtziehers gemeldet:

1 Ind.    09.05. Escheburger Moorwiesen/RZ, Zug nach O (Nehlsen 1982)

5 Ind.    16.05. Escheburger Moorwiesen/RZ, Zug nach O (Nehlsen 1981)

1 Ind.    18.05. Neuer Hetlinger Koog /PI (Hahn 1997)

1 Ind.    22.05. Ohmoor (Bruster 1996)

1 Ind.    28.05. Süderelbemoore, Zug nach N (Nehlsen 1983)

1 Ind.    29.05. Junkernfeldsee/WL, Zug nach N (Sannow 1994)

In der Regel kommen die Männchen 1 – 2 Tage vor oder zusammen mit den Weibchen an (Jakober & Stauber 1983). Im Raum Hamburg war es 24mal ein Männchen, 5mal beide, 1mal ein Weibchen, 14mal unbekannt (n=44).
Zwei Gebiete wurden so häufig besucht, dass die geschlechtsspezifische Zeitverschiebung bestätigt werden konnte: Am 30.04. wurden zwei Männchen und am 02.05. zwei Paare im Duvenstedter Brook (Hargens, 1989) sowie in Altengamme am 01.05. das Männchen und am 04.05. das Weibchen (Lade, 1993) beobachtet. Nach Untersuchungen an einer buntberingten Population in Süddeutschland kommen spät wegziehende Individuen im Frühjahr auch später an (Jakober & Stauber 1983). Die Brutortstreue soll bei Männchen etwas grösser sein, ist aber insgesamt relativ niedrig (Jakober & Stauber 1989, Simek 2001).

Der Einzug der Brutpopulation ist gegen Ende Mai abgeschlossen; aus der 30. Pentade (26.05.-30.05.) wird die höchste Individuenzahl des Jahres gemeldet (wohl inklusive nordischer Durchzügler); der zweite Gipfel Anfang August wird vermutlich durch die ausgeflogenen Jungvögel bestimmt, s. Abb. 2 und Abb. 6.

Abb. 2: Neuntöter – Jahreszeitliches Auftreten im Raum Hamburg (1949 – 2016)

Abb. 3: Neuntöter: Gesangsaktivität (1949-2016; n=138, Median: 29. Pentade)

Brut

Revier: Direkt nach der Ankunft im Brutgebiet beginnen die Neuntöter mit dem Revierverhalten, also Gesang, Revierkämpfe oder Nestbau. Im Berichtsgebiet wurde Gesangsaktivität ab dem 17.04. (Rahr 1995) gemeldet; das Maximum fällt in die 29. Pentade (21.-25.05.)), es endet gegen Anfang August, s. Abb. 3. Ein sehr später „Herbstgesang“ wurde am 21.09. (Grams 1975) registriert.

Nest: Früheste Nestbau – Meldungen gibt es aus der ersten Maidekade: 08.05.2006, Schwarze Kate-Süd/OD (Berg). Das Maximum wird Ende Mai/Anfang Juni erreicht; die letzte Meldung: 04.07.1973, Schlappenmoor/SE (Dietrich), s. Abb. 5. Neuntöter pflegen Beutetiere, die sie nicht gleich verzehren, auf Dornen aufzuspießen. Bevorzugte Neststandorte sind daher dorn- oder stacheltragende Sträucher (im Raum Hamburg ca. 67 % aller Nester) insbesondere Weißdorn, Schlehe und Brombeere, vereinzelt auch Bäume, s. Tab. 1. Besonders beliebt sind Einzelbüsche oder Feldhecken (Knicks), gerne an Böschungen oder Gräben in halboffener Weidelandschaft mit extensiver Nutzung. Der Gehölzdeckungsgrad sollte höchstens 10-15 % betragen (Jakober $ Stauber 1981, Schuler 1982, Schönfeld 1986, Brandl et al. 1986, Mann 1987, Kowalski 1995, Wollscheid 1995, Vizslan & Pingitzer 2000, Vanhinsberg & Evans 2002, Tryjanowsli et al. 2004, Beiche & Luge 2006, Brambilla et al. 2007). Freistehende Hecken oder Einzelbüsche sind effizienter als Jagdreviere am Waldrand. Die Nesthöhe steht im Zusammenhang mit der Vegetationshöhe. Die Auswertung von Nestkarten ergab M61 = 95,4 cm (0 – 320 cm); darunter waren zwei Bodenbruten. Vegetationshöhe: M53 = 311 cm (70 – 1.200 cm). Der Nestbau beansprucht bei günstiger Witterung 4 – 6 Tage, sodass ca. 8 Tage nach der Ankunft, erfolgreiche Verpaarung vorausgesetzt, das erste Ei gelegt wird.


Abb. 4: Neuntöter: Erstbruten – Vollgelege und Gelegegröße (n=30/155, Median: 32. Pentade)

Gelege: Die meisten Vollgelege wurden Ende Mai registriert, s. Abb. 4. In Sachsen-Anhalt lagen die frühesten Termine für Legebeginn zwischen dem 10. Und 20.5. gefunden; ca. 50 % Ende Mai; der rest Anfang bis Mitte Juni (Stein 1972). Die Gelegegröße variiert von 2 – 7, M30 = 5,16 Eier/Nest bei Erstbruten im Berichtsgebiet, bei Ersatzgelegen wurden M8 = 4,6 Eier/Nest gefunden. Dies entspricht weitestgehend den Angaben in der Literatur (Schreurs 1971,Ullrich 1971, Poltz 1975, Luder 1986, Kuzniak 1991, Glutz von Blotzheim 1993). Mittlere Eigröße im Hamburger Raum M170 = 22,08×16,75 mm nach Moebert in Glutz von Blotzheim 1993 (M4 = 22,75×17,25 nach Dietrich 1928). Im Berichtsgebiet war der Legebeginnmedian nach Nestkarten M39 = 07.06. (18.05.-25.06.), zurückgerechnet auf der Basis angegebener Eizahlen bzw. Alter der Nestlinge, in Süddeutschland M24 = 14.05. (06.05.-27.05.) nach Jakober & Stauber (1983). Brütende Neuntöter im Hamburger Raum wurden ab 07.05. gemeldet, Tangstedter Forst (Hasse 1959), mit einem Höhepunkt Anfang Juni (Erstbruten) und einem Nachgelegegipfel in der zweiten Julihälfte, s. Abb. 5. Die Meldungen von späten Nachbruten enden mit dem 28.07., Wakendorfer Moor/SE (Carstens 1979). Die Bebrütung beginnt nach dem vorletzten Ei und dauert 14 – 16 (18) Tage, Männchen und Weibchen brüten. Ei- bzw. Nestverluste können nach den Angaben der Beringer (u. a. Nestkarten von Hinze) bis über 40 % betragen und beruhen vor allem auf Prädation, Witterung und menschliche Einflüsse; ähnliche Ursachen werden in der Literatur bestätigt (Jakober & Stauber 1987, Kuzniak 1991, Knysh 1994, Beiche & Luge 2006). Einzelbüsche werden intensiv von Krähenvögeln durchsucht und Greifvögel erbeuten Altvögel.

Nestlinge: Der berechnete Schlupftag lag für die meisten Jungvögel aus Erstbruten in der 33. Pentade (10.06.-14.06.) mit M28 = 4,75 Jungvögel/Nest nach aus Nestkarten berechneten Daten vom 11.06.-03.07., (2×2, 3×3, 7×4, 7×5, 7×6, 2×7 Jungvögel/Nest). Bei den Nachgelegen (05.07.-05.08.) schlüpften die meisten Nestlinge in der 38. Pentade (05.07.-09.07.).

Die erste Meldung von einem Nest mit nicht flüggen Jungvögeln stammt vom 12.05. Hahnöfer Sand/STD (Rahr 1994). Maxima der Erstbruten werden in der 35. bzw. 37. Pentade erreicht. Es folgen noch zwei Gipfel (20.07.-24.07.) und (09.-13.08.), die sich wohl aus den Pulli der Ersatz- und Zweitbruten ergeben (Abb. 5); die letzte Meldung von einem Nest mit Jungen stammt vom 28.08. Glasmoor/SE (Otto 2008).

Während der Nestlingszeit von 11 – 20 Tagen, je nach Witterung, erfolgt die Beringung im Alter von 7 – 11 Tagen. Hinze beringte die meisten Nestlinge in der 35. Pentade (20.06.-24.06.) sowohl im Berichtsgebiet als auch in Schleswig-Holstein 1955-1961 und 1979-1994; er beringte insgesamt 1.831 Individuen.

Flügge Jungvögel: Die meisten flüggen Jungvögel wurden Ende Juli/Anfang August im Berichtsgebiet beobachtet, s. Abb. 6. Die erste Familie mit flüggen Jungvögeln wurde am 07.06. in den Kirchwerder Wiesen (Heer 2016) gesehen; einen außergewöhnlich späten diesjährigen Jungvogel meldete Stein am 07.10.1971 aus Neu-Wulmstorf. Nach Abzug der Verluste nach dem Ausfliegen überleben nach Jakober & Stauber (1980) ca. 2,7 Jungvögel/Paar.

Abb. 5: Neuntöter – Brutaktivitäten im Raum Hamburg

Wegzug

Der Wegzug des Neuntöters aus dem Hamburger Raum beginnt Anfang August und dauert bis Ende September. Gewichtszunahme und Zugunruhe beginnen in Rossitten nach Dolnik (1975) um den 15. August. Gwinner & Biebach (1977) zogen südfinnische und südfranzösische Neuntöter in einem 12-Stunden-Kunsttag auf; bei beiden begann die Zugunruhe Anfang August. Die südfinnischen waren jedoch länger fett. Die früheste Zugmeldung eines vorjährigen Neuntöters stammt vom 12.08. aus dem Süderelbemoor (Nehlsen 1979), die letzte vom 20.10. (Wollin 1963). Ausnahmedaten wie der 20.10.1963 werden von Baum (1969) und Münster (1958) so gedeutet, dass sich der Abzug der Jungvögel bei verspäteten Zweitbruten oder Ersatzgelegen bis in den Oktober verzögern kann.

Letztbeobachtungen:

Zeitraum    Median/Spanne

1966-1976; 1987-1995    (n=20):    04.09./13.08.-07.10.

1996-2016:                          (n=21):    24.09./05.09.-14.10.

1966-1976; 1987-2016    (n=41):    21.09./14.08.-14.10.

Der Median der Letztbeobachtungen hat sich langfristig seit den 1960er Jahren um 21,6 Tage nach hinten verschoben, s. Abb. 7. Zusammen mit den Verfrühungen hat sich damit der Beobachtungszeitraum für die Art seit 1966 um 30,9 Tage vergrößert und beträgt nun im Mittel 135 Tage. In Berlin ist der mittlere Beobachtungszeitraum sogar 150 Tage lang, hat sich aber im Vergleichszeitraum nur um 5 Tage vergrößert, s. Abb. 8. Die Aufenthaltsdauer eines Individuums im Brutgebiet beträgt in Süddeutschland ca. 80 – 100 Tage (Jakober & Stauber 1983).

Verspätung (Median-Letztbeobachtungen)
+ 0,49***    Tage/Jahr (R²= 0,28; p< 0,001) =    21,6 Tage.

Beobachtungszeitraum:
+ 0,71***    Tage/Jahr (R²= 0,40; p <0,001) =    30,9 Tage.

Abb. 7: Neuntöter – Letztbeobachtungen im Raum Hamburg

Abb. 8: Neuntöter – Veränderung der Beobachtungszeiträume in Berlin und Hamburg (1966-1976; 1987-2016)

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