Seit den 1960er Jahren wurden vermehrt Siedlungsdichteuntersuchungen zur Sommervogelwelt auf Probeflächen durchgeführt. Um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu erreichen, strebte man eine Standardisierung der Methode an; erste „Empfehlungen für Siedlungsdichteuntersuchungen“ wurden dann 1967 (Erz et al. 1967) festgelegt. Die Ergebnisse im Raum Hamburg sind in einer Datenbank gesammelt worden. Bis 2005 wurden 280 Probeflächen = 38.255 ha untersucht (Mulsow 2005), einige davon über mehrere Jahre. Ab 2006 kamen weniger zeitaufwändige „Monitoring-Zählungen“ vermehrt zur Anwendung, um das gesamte Hamburger Berichtsgebiet besser erfassen zu können. Die Zahl der Siedlungsdichteuntersuchungen ist daher seit 2007 zurückgegangen. Die Darstellung erlaubt einen Vergleich der Siedlungsdichteentwicklung in wichtigen Habitaten. Das angestrebte Ziel von Bestandsschätzungen aufgrund der Dichtedaten ist nicht für alle Arten möglich, da für manche Biotope (u.a. Acker, Dorf, Nadelwald) der Untersuchungsgrad bisher noch unter 10 % liegt. Genauere Daten aus einzelnen Probeflächen findet der Interessierte u.a. bei Eggers (1975) und Mulsow (1980).
Auswertungsmethode: Aus einer Gesamtübersicht aller Daten für den Star wurden die Habitate ausgewählt, die für die Art wichtig sind und möglichst Daten aus allen drei Zeiträumen vorliegen. Tab. 1 gibt einen Überblick über die jeweilige Zahl der Probeflächen, deren Gesamtfläche und Gesamtrevierzahl. Bei mehrjährigen Untersuchungen wurde der Mittelwert der letzten 3 (2) Jahre zugrunde gelegt. Der Quotient aus Gesamtrevierzahl und Gesamtfläche x 100 ergibt dann die Gesamtdichte in Reviere/100 ha.
Ergebnisse: Der Star ist in vielen Probeflächen Brutgast, da er als Höhlenbrüter auf ein entsprechendes Angebot angewiesen ist; seine Nahrung sucht er überwiegend auf offenen Grünlandflächen. Das Auswertungsdiagramm macht deutlich, dass sein Schwerpunkt in älteren (Baum- und Altholz) und feuchten sowie höhlenreichen Wäldern liegt. Da die Art inzwischen auch Kunsthöhlen wie Nistkästen und Hohlräume in Gebäudewänden annimmt, ist sie auch im Siedlungsbereich anzutreffen; in Hamburg mit höheren Werten in der Gartenstadt. In fast allen Habitaten ist die Dichte in den letzten 50 Jahren zurückgegangen. Für die City mangelt es leider an älteren Vergleichsdaten. Die Ursachen der Bestandsabnahme sind vermutlich vielfältiger Art; Insektenarmut, Renovierung von Gebäuden, Neubauten ohne Brutmöglichkeiten, Mangel an alten Bäumen könnten eine Rolle spielen.
Tab. 1: Star – Siedlungsdichte in verschiedenen Habitaten und Zeiträumen im Raum Hamburg
1952 – 1984 |
1985 – 2006 |
2007 – 2017 |
||||||||||||
PF |
ha |
Rev. |
R./100 ha |
PF |
ha |
Rev. |
R./100 ha |
PF |
ha |
Rev. |
R./100 ha |
|||
City |
1 |
22 |
0 |
0 |
3 |
136 |
8,7 |
6,4 |
1 |
91 |
9 |
9,8 |
||
Wohnblockzone |
6 |
202 |
5 |
25,2 |
2 |
59 |
7,3 |
12,3 |
2 |
47 |
4,7 |
10 |
||
Gartenstadt |
13 |
542 |
201 |
37 |
7 |
780 |
65,3 |
8,4 |
2 |
375 |
24 |
6,4 |
||
Park |
19 |
454 |
116,7 |
25,7 |
9 |
322 |
66,3 |
20,6 |
3 |
208,9 |
10,7 |
5,1 |
||
Friedhof |
3 |
31 |
9 |
29 |
4 |
111 |
12,5 |
11,2 |
1 |
12,2 |
1 |
8,2 |
||
Laubmischwald (Baumholz) |
3 |
111 |
94 |
84,7 |
6 |
414 |
261,8 |
63,3 |
7 |
606 |
98,5 |
16,3 |
||
Feldmark |
20 |
1.189 |
152 |
12,8 |
22 |
2.715 |
80,7 |
3 |
14 |
3.767 |
117,5 |
3,1 |
||
Bruchwald |
6 |
194 |
124 |
63,8 |
2 |
60 |
22,3 |
37,2 |
2 |
66,5 |
24 |
36,1 |
||
(PF=Anzahl Probeflächen; ha=ha-Summe; Rev.=Gesamtzahl der Reviere; R./100 ha= Gesamtdichte, Reviere/100 ha) |
Literatur:
Erz, W., H. Mester, R. Mulsow, H. Oelke & K. Puchstein (1967): Empfehlungen für Untersuchungen der Siedlungsdichte von Sommervogelbeständen. Vogelwelt 89: 69-78.
Eggers, J. (1975): Zur Siedlungsdichte der Hamburger Vogelwelt. Hamburger avifaun. Beitr. 13: 13-72.
Mulsow, R. (1980): Untersuchungen zur Rolle der Vögel als Bioindikatoren – am Beispiel ausgewählter Vogelgemeinschaften im Raum Hamburg. Hamburger avifaun. Beitr. 17: 1-270.
Ders. (2005): Probeflächen-Untersuchungen von Sommervogelbeständen im Raum Hamburg von 1952 bis 2004: eine Übersicht. Hamburger avifaun. Beitr. 33: 39-42.
Hamburg, im Juni 2018 Heinke und Ronald Mulsow